KIRKE Antike-Lexikon für Schule und Studium: C Telemachos
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Caesarius von Heisterbach

(Er selbst schreibt „Cesarius“), geb. ca. 1180, gest. ca. 1240, stammt aus Köln, war Mönch des Zisterzienserklosters Heisterbach (bei Königswinter) und übte dort das Amt des Novizenmeisters und Priors aus. Er schrieb zahlreiche theologische, erzählende und historische Schriften, die schon zu seinen Lebzeiten weit verbreitet waren. Der größte Teil seiner Werke hat theologischen Charakter und sollte der Erziehung und Belehrung innerhalb des Ordens dienen. Sie geben Aufschluss über das kirchliche Leben und die theologische Lehre seiner Zeit, vor allem des Zisterzienserordens. Caesarius hat als erster planmäßig Erzählungen aus der Gegenwart in seine Predigten eingefügt. Damit kommt ihm in der Literaturgeschichte eine besondere Bedeutung zu. Diese Geschichten erfassen alle Stände, Charaktere und Lebensalter; die Schauplätze sind hauptsächlich Heisterbach und Köln (Colonia Agrippinensis), das übrige Rheinland und die Niederlande. Er selbst gab sie in mehreren Bänden gesammelt heraus. Dazu gehört das bekannteste seiner Werke, der „Dialogus miraculorum“. Diese exempla sollten zur Unterhaltung und Erbauung dienen. Den äußeren Rahmen bildet das auf antike Lehrtradition zurückgehende Gespräch zwischen Lehrer und Schüler, hier zwischen dem belehrenden Mönch und dem fragenden Novizen („Neuling“, das Noviziat ist in den Klöstern die Zeit vor der Gelübdeablegung). Als Quelle nennt Caesarius die mündliche Überlieferung durch Gewährsleute innerhalb und außerhalb des Klosters. Außer religiösen Wundergeschichten enthält der „Dialogus“ auch Motive des traditionellen Volksglaubens. Die zweite Beispielsammlung, die „VIII Libri miraculorum“, ist nur fragmentarisch erhalten. Im Unterschied zum „Dialogus“ sind die Texte nicht in Dialogform geschrieben und nicht thematisch gegliedert. Caesarius ist der bedeutendste Stoffsammler und Erzähler des Mittelalters. Im späten Mittelalter entstanden viele Nachahmungen seiner Erzählungen. Der „Dialogus“ wurde in Köln schon 1473 als Druck herausgegeben. Zwischen 1460 und 1470 wurde der 2. Teil der Wundergeschichten für eine Münchner Patrizierfamilie ins Deutsche übersetzt. Das weist auf die Beliebtheit des Werkes auch in weltlichen Kreisen hin. Die Schwankliteratur des 16. Jh. nimmt ebenfalls Motive aus dem „Dialogus“ auf. Die Exemplasammlungen des Caesarius wurden in der Zeit der Gegenreformation in Köln neu aufgelegt. Seine Werke sind historische Quellen für die Zeit zwischen ca. 1190 und ca. 1240 und bieten außerdem Material zu historischen Forschungen in verschiedensten Wissenschaftsbereichen, so z. B. die Berichte von Krankheiten und deren Heilung, vom Theater und von Schauspielern, von der Einführung des römischen Rechts (ius). Caesarius, der in der Zeit des Übergangs vom romanischen zum gotischen Stil lebte, bietet in seinen Schriften reiches Material für Volkskunde und Kunstgeschichte; er beschreibt nicht nur Kunstwerke, sondern deutet sie auch. Seine Erzählungen geben Einblick in alle Lebensbereiche des Mittelalters und tragen bei zur Klärung der Problematik mittelalterlichen Erzählgutes. Im Zusammenhang mit der Rheinromantik im 19. Jh. wurden die Schriften des Caesarius sozusagen neu entdeckt. Aus dieser Zeit stammen die ersten Caesarius-Forschungen.

dk
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