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Arachnion n. 2.1, May 1996


Gallus im Elysium.
Ein Versuch über Ovids Trauerelegie
auf den toten Papagei Corinnas (am. 2,6).

di ULRICH SCHMITZER (Erlangen)[*]


"In der Nacht vom 29. bis zum 30. November d.J. entschlief, um zu einem bessern Dasein zu erwachen, mein teurer geliebter Zögling, der Kater Murr, im vierten Jahre seines hoffnungsvollen Lebens. Wer den verewigten Jüngling kannte, wer ihn wandeln sah auf der Bahn der Tugend und des Rechts, mißt meinen Schmerz und ehrt ihn mit Schweigen."[1] Mit dieser Traueranzeige gab E.T.A. Hoffmann am 1. Dezember 1821 seinen Freunden kund, daß der Titelheld der "Lebensansichten des Katers Murr" verstorben war, während sein Besitzer am (dann Fragment gebliebenen) vierten Teil der fiktiven Autobiographie seines Katers arbeitete. Daß Hofmanns Trauer um sein wie (oder gar: mehr als) einen menschlichen Freund geschätztes Tier echt ist, wird kaum jemand bezweifeln. Für den Philologen von besonderem Interesse ist jedoch das Zusammentreffen von tiefem persönlichem Schmerz und einer poetischer Tradition, die bis weit in die Ahnengalerie der Weltliteratur zurückreicht.

Das Thema der Trauer um ein Lieblingstier läßt sich zuerst in der hellenistischen Literatur greifen, bekannt wurde es dann vor allem in der speziellen Form der Klage um einen toten Vogel durch Catulls carm. 3 auf den passer der Lesbia und erhielt damit einen festen Platz im Motivschatz der lateinischen Literatur.[2] Umso ungerechter ist es, daß ausgerechnet Ovids Beitrag zur Literaturgeschichte des Tierepikedions, das Gedicht auf den toten Papagei[3] Corinnas (am. 2,6), lange unter Verdikten zu leiden hatte, die wie das vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts stammende Urteil P. Brandts lauteten: "Wer erkennen will, wie Ovid nur Verskünstler ist, der vergleiche dieses Gedicht mit dem passer des Catullus: hier ein paar von Herzen kommende Worte, bei Ovid ein Schulthema, nach der Schablone angelegt und durchgeführt."[4]

Erst in neuerer Zeit hat diese Elegie einen erfreulichen, aber auch überraschenden Zuwachs an Wertschätzung gewonnen, und ein Teil der Forschung ist geneigt, in ihr geradezu ein Selbstbekenntnis Ovids als Dichter zu sehen. Das erklärt sich nicht zuletzt daraus, daß in am. 2,6 zur Tradition des Trauergedichts für ein geliebtes Tier als zweites konstitutives Element die Beziehung zu der anderen Elegie aus den Amores tritt, die das genus des Epikedion realisiert, zur Elegie auf den verstorbenen Tibull (am. 3,9), die durch das Thema wie auch die parallele Struktur eng mit dem psittacus-Gedicht verbunden ist.[5]


Am Beginn der jüngeren Forschungsdebatte steht L. Cahoons vergleichende Analyse von am. 2,6 und 3,9, in denen sie zwei konträre Konzeptionen der Gestalt des Liebhabers vorliegen sieht.[6] Der Papagei sei "the only representative of pietas and fides" in den Amores, genau der Eigenschaften, die die elegische urbanitas und die praecepta amoris Ovids "systematically undermine and destroy in society" (30). In am. 3,9 travestiere Ovid die Trauer aus am. 2,6 (nicht umgekehrt, wie bisher stets angenommen): "Whereas the parrot represents the natural order of things and such old-fashioned values as fides, pietas and pax, Tibullus represents the new, artificial, and sophisticated techniques for deceit and seduction and adultery and the new notion of pietas that is itself a perversion of the old pietas." (34)

In ausdrücklicher Reaktion auf diesen Ansatz stellt B.W. Boyd die These auf, in am. 2,6 gehe es weniger um ethische Einstellungen denn vielmehr um die Illustration einer poetologischen Auffassung.[7] Vor allem am Ende, im Tode, werde der Papagei einem alexandrinischen Dichter bis zur völligen Identität angenähert. Das docta loqui des Epitaphs repräsentiere das Ideal des poeta doctus.[8] placuisse ebenfalls im Epitaph (61) sei ein "double entendre" mit sexueller Konnotation, das zum Verhältnis eines Elegikers zu seiner domina passe. Die geringe Größe des Grabes zitiere einen bekannten kallimacheischen Topos, wie in Prop. 2,13b das kleine Grab für das dichterisches Überleben in der kleinen Form stehe.[9] Das Thema des psittacus-Dichters sei Corinna, also private Liebesdichtung, nicht das ave Caesar anderer gelehrter "Vögel" der zeitgenössischen Dichtung.[10] In der Darstellung des Elysiums sieht Boyd eine Annäherung des Vogels an Tibull: Beide haben sich ihren Platz dort nicht als Heldentum (wie z.B. im sechsten Aeneisbuch), sondern durch ihre dichterische Leistung verdient. Der Papagei, ein Geschenk des Dichters (der als Geber allerdings nirgends ausdrücklich genannt wird) an die elegische Geliebte Corinna, werde insgesamt auf humorvolle Weise das Sprachrohr für seine Selbsteinschätzung und das Programm seiner Dichtung.[11] Boyds Argumentation wird neuerdings auch von K.S. Myers geteilt, die selbst weitere Belege für alexandrinisches Gedankengut in dieser Elegie beisteuert.[12]

Weitgehend unabhängig von diesen Ansätzen wählt V. Schmidt einen anderen Zugang zum Verständnis der Elegie, indem er sich zunächst der traditionellen Auffassung anschließt, am. 2,6 sei die Parodie eines Trauergedichts, wobei das parodistische Element durch die starke Vermenschlichung der Vögel noch verstärkt werde.[13] Ovid verwende den Topos super annos docta/us realer Grabgedichte. Diese Vorstellung der "heroïsation par la culture", die auch auf einfache Leute angewendet worden sei, parodiere Ovid in der Figur des psittacus. Auf diese Weise werde der psittacus zu einer Art von poeta doctus, der schließlich anders als Catulls passer ins Elysium eingeht. Dort angelangt, begrüßen ihn Vögel, deren Symbolgehalt für das Fortleben der Dichter nach dem Tod bekannt sei: der Pfau für Ennius (ann. 15 V. = 11 Sk.), der Schwan für Horaz (carm. 2,20), die Tauben für Properz (3,3). Sie bilden "eine Parallele ... zu den Tibull in Am. 3,9 begrüßenden Poeten."[14] Insgesamt entstehe damit ein so geistreiches wie witziges Gebilde, daß ein lector doctus nötig sei, um es recht würdigen zu können.

Alle diese neuen Untersuchungen wollen also die psittacus-Elegie vom Odium einer bloßen rhetorischen Geläufigkeitsübung befreien und arbeiten Ovids hohe Kunstfertigkeit heraus, ohne daß die spielerische Komponente, die durch die Wahl des genus des Tierepikedions von vornherein bedingt ist, daran hindern kann, eine letztlich ernsthafte Botschaft hinter der vordergründigen Parodie zu entdecken.

Prekär wird nämlich andernfalls das Verhältnis zu am. 3,9: Sofern man nicht davon ausgehen will, daß Ovid durch den psittacus als Repräsentanten eines elegischen Programms die Kunst Tibulls parodiere[15] und damit in der Konsequenz auch seine eigenen elegischen Dichtungen herabwürdige, bleibt nur die Annahme, daß im Gegenteil durch die spätestens in der zweiten Auflage der Amores bewußt getroffene Gedichtanordnung[16] gerade die Elegie am. 3,9 retrospektiv den Blick auf die ernsthafte Dimension von am. 2,6 lenken soll. Von dort aus wird die enge Beziehung zwischen dem toten Vogel und dem toten Dichter deutlich, eine Zusammenstellung, deren Singularität ihrer Kühnheit entspricht.

Diese Konstellation, die doch die Lesererwartung erheblich verstören sollte, ist in den bisherigen Interpretationen zu wenig berücksichtigt. Will man nicht nur weitere Details v.a. literarkritischer Beziehungen zusammentragen (was gewiß verdienstvoll ist), sondern substantiell vorankommen, muß man als eine Grundannahme die Tatsache ernstnehmen, daß der psittacus tot ist, genauso tot wie Tibull. Es handelt sich in diesem Fall also nicht um eine Zukunftsvision wie bei Properz (2,13b), der sich sein Begräbnis ausmalt, sondern um etwas bereits Geschehenes. Hätte Ovid am. 2,6 nur als Aussage über seine eigene Dichtung verstanden wissen wollen, so müßte das wohl einen Abschied von der Elegiendichtung bedeuten[17], die jetzt im Grab ruht - eine Hypothese, die eine andere Position dieser Elegie als im Zentrum der Amores-Sammlung erfordern würde, um ernsthaft in Betracht zu kommen.


Die hermeneutische Maxime, scheinbare Anstöße und Ungereimtheiten eines poetischen Textes bis zum Beweis des Gegenteils nicht dem Autor als Fehler anzulasten, sondern just diese Stellen als Ansatzpunkte zu nutzen für die erneute Suche nach einem Sinn, in den auch sie sich einfügen oder wo sie sogar tragende Funktion erhalten, führt zur Frage: Verbirgt sich hinter dem psittacus nicht ein anderer Dichter, der zu Tibull - dem Protagonisten der komplementären Elegie - sowohl durch seine Dichtungsauffassung als auch dadurch paßt, daß er bereits gestorben ist? In der Tat existiert eine Person, die sich für die Hypothese einer Antwort in solchem Grade anbietet, daß eine ernsthafte Untersuchung lohnend erscheint: C. Cornelius Gallus.[18] Dieser erfolgreiche Politiker, Feldherr und Dichter, dessen Amtsführung als Statthalter des Augustus in Ägypten seinen Neidern in Rom offenkundig eine Handhabe bot, um ihn zu stürzen und damit in den Selbstmord zu treiben[19], ist so bedeutend für die Entwicklung der römischen Liebeselegie und damit gleichzeitig der augusteischen Literatur insgesamt, daß sein Ruhm auch lange nach seinem Tod noch nicht verstummt war.[20]

Gerade Ovid erwähnt Gallus häufiger als jeder andere augusteische Dichter[21], sowohl in den Liebeselegien als auch in den Gedichten aus dem Exil. Er stellte also die Gebote politischer Opportunität und Vorsicht hintan, die sogar Vergil nach Ausweis der antiken Tradition veranlaßt hatten, die laudes Galli des vierten Georgicabuches durch die Orpheus-Erzählung zu ersetzen.[22] Vergil beschränkte sich darauf, dem Freund auf versteckte Weise mit dem Aristaeus-Epyllion (und vielleicht mit der zehnten Ekloge[23]) ein poetisches Denkmal zu errichten; ähnlich hat auch Horaz - sofern die neue These von Walter Wimmel sich als tragfähig erweist - das Andenken an Gallus im Schutz der versteckten Aussageebene der Ode 3,25 gepflegt.[24]

Eine solche Dichtungsstrategie versteckter Darstellung, wie sie wohl bei Vergil und Horaz vorzufinden ist und wie sie als Ausgangsprämisse für Ovids Elegie vorgeschlagen werden soll, ist keineswegs ein singuläres Phänomen, sondern die Forschung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, daß die Ambivalenz bzw. Ambiguität, also die "Mehr-als-ein-Deutigkeit" eines Textes, ein weit verbreiteter, bisweilen den Gesamtcharakter des Werkes sogar wesentlich prägender Zug der antiken und besonders der augusteischen Literatur ist.[25] Für unsere Zwecke sind vor allem zwei Optionen zu nennen, mit denen ein Autor Signale für die übertragene Deutung seines Textes setzen konnte, nämlich (indirekte) Zitate, die im Leser den ursprünglichen Kontext evozieren sollen, und die Verwendung ambivalenten Wortmaterials, das auf der wörtlichen und auf der übertragenen Ebene in je unterschiedlicher Weise Sinn ergibt. Letzteres bietet sich in unserem Fall geradezu an, denn mit dem Namen Gallus verbindet sich eine der bekanntesten semantischen Ambiguitäten der lateinischen Sprache: Gallus avem, an gentem, an nomen, an fortunam significet, incertum est (Quint. inst. 7,9,2). Dieses Wortspiel findet sich schon bei Plautus (Aul. 465) und reicht über Cicero (Pis. 67) und Lukrez (4,710) bis zu Sueton (Nero 45).[26] Bei dem etwa zur gleichen Zeit wie Gallus verstorbenen Varro ist zu lesen (Men. frg. 379 B. = Astbury): ille ales gallus, quia suscitabat +aitharum+ Musarum scriptores? an hic qui gregem rabularum?[27]

Hinzu kommt unterstützend, daß die Darstellung von Dichtern unter Vogelpseudonymen in der Antike wohlbekannt ist, auch ohne daß der Name einen unmittelbaren Ansatz böte.[28] Vergil wird in der Anthologia Palatina als ligúthroos kúknos(2,72 [414]) apostrophiert.[29] Varius ist für Horaz Maeonii carminis ales (carm. 1,6,2)[30], und Horaz selbst, so prophezeit er, wird sich im Tod in einen Schwan verwandeln (carm. 2,20) und damit nach Art des Ennius sein Überleben sichern.[31]

Wenn es möglich sein wird, die Ausgangshypothese zu bestätigen, daß sich hinter dem psittacus in übertragener Bedeutung der Dichter Gallus verbirgt, so befand sich Ovid damit auf einem Gebiet, das sowohl allgemein durch die wichtige Rolle der Ambiguität in der antiken Literatur als auch speziell durch die Mehrdeutigkeit von Gallus/gallus gut vorbereitet war. Zur Verifikation oder Falsifikation empfiehlt sich als heuristisches Verfahren, die Elegie vom Anfang an durchzumustern und allfällige Indizien zusammenzutragen. Am Ende hat dann ein Urteil über die Beweiskraft des vorgelegten Materials zu stehen. Aufgrund dieses Erkenntnisinteresses wird es unumgänglich sein, Aspekte, die nicht unmittelbar mit unserer Fragestellung verknüpft sind, aus der Betrachtung auszublenden (statt dessen kann über weite Strecken dafür auf die oben im Forschungsüberblick angeführten Untersuchungen verwiesen weden).


Unter diesen Prämissen läßt sich schon im ersten Vers der Elegie eine diskrete Anspielung auf Gallus erkennen (am. 2,6,1f.):

psittacus, Eois imitatrix ales ab Indis,
  occidit.

Eous ist die eine Hälfte eines für das Werk des Gallus signifikanten zweigliedrigen Ausdruckes, den die augusteischen Dichter wiederholt aufgegriffen haben und den Ovid auch an anderer Stelle zitiert (am. 1,15,29f.):[32]

Gallus et Hesperiis et Gallus notus Eois 
   et sua cum Gallo nota Lycoris erit.

Der Osten ist natürlich der für das Wirken des Gallus besonders charakteristische Bereich, wo er als erster römischer Statthalter in Ägypten sehr erfolgreich wirkte[33], aber auch seinen Gegnern durch seine Politik offenkundig eine Gelegenheit gab, ihn zu stürzen.[34]

Woran der psittacus gestorben ist, läßt Ovid einstweilen im dunkeln und enthüllt es erst mehr als zwanzig Verse später (am. 2,6,25f.):

raptus es invidia: non tu fera bella movebas;
  garrulus et placidae pacis amator eras.

Das ist überraschend: Nicht Krankheit oder Altersschwäche sind also schuld, wie man bei einem zahmen Vogel erwarten sollte, sondern Neid, für den Ovid weder eine Motivation nennt noch die Neider genauer spezifiziert. So gewinnen die Parallelen im Schicksal des Gallus umso größere Bedeutung: Die accusatorum denuntiationes (Suet. Aug. 66,2), besonders die des Valerius Largus (Dio 53,23,6), resultierten aus dem Neid über die Erfolge in Ägypten, die sich in Zuwachs an Ruhm und Reichtum auszahlten.[35]

In unmittelbarer Umgebung dieser Verse stehen zwei weitere Wendungen, die sich mit den antiken Nachrichten über Gallus vereinbaren lassen: blaeso sono (24) und garrulus (26). blaesus läßt sich nicht nur auf die gekrümmte Form des Papageienschnabels beziehen, sondern kann auch die Trunkenheit bezeichnen (wie unmittelbar z.B. in ars 1,598: ebenfalls blaeso sono)[36], die Gallus anscheinend in fataler Weise die Zunge löste und geschwätzig machte (trist. 2,445f.):

non fuit opprobrio celebrasse Lycorida Gallo,
  sed linguam nimio non tenuisse mero.

Dies stimmt zur sonstigen Überlieferung, wie z.B. bei Cassius Dio (53,23,5): pollà mèn gàr kaì mátaia es tón Aúgouston apelérei, und so habe Augustus ihn ob ingratum et malivolum animum domo et provinciis suis (Suet. Aug. 66,2) ausgeschlossen.[37]

Uüberwiegt dabei also die politische die literarkritische Bedeutung, wie sie insbesondere bei garrulus aber gewiß mitzudenken ist[38], so lassen die die Ernährungsgewohnheiten an topische poetische Selbstdarstellungen denken (am. 2,6,29-32):

plenus eras minimo, nec prae sermonis amore
  in multos poteras ora vacare cibos:
nux erat esca tibi causaeque papavera somni,
  pellebat sitim simplicis umor aquae.

Im Widerspruch zu den Angaben bei Plinius, wonach der Papagei in vino praecipue lasciv[us] (nat. 10,58) sei, betont Ovid, der psittacus stille seinen Durst mit einfachem Wasser. Damit hebt er sich von seinen Artgenossen ab: Er ist ein Wassertrinker, verkörpert also, was seit Kallimachos die Anhänger der auf geringen Umfang beschränkten, nüchternen, dichterisch hochwertigen Literatur ausmacht.[39] Literarkritisches impliziert auch die nux als einzige explizit genannte Speise - nicht nur wegen der damit verbundenen Vorstellung der Bescheidenheit, sondern spezifischer wegen der engen Verwandtschaft mit nugae[40], spätestens seit Catull. 1,4 einem terminus technicus der sich anspruchslos gerierenden Kleindichtung.[41]

Auf etwas andere Weise läßt sich erklären, warum Ovid die medizinische Binsenweisheit[42] von der schlaffördernden Wirkung des Mohns anführt. Das mag überraschen, denn daß der Papagei an Schlaflosigkeit leide, wird nicht erwähnt und ist angesichts der einfachen Lebensweise[43] auch nicht zu erwarten. Wenn man aber berücksichtigt, daß in den Georgica die Erzählung von Orpheus und Eurydice die laudes Galli ersetzt[44], ergibt sich eine Verbindung zu dem Auftrag, den dort Cyrene dem Aristaeus gibt (georg. 4,545): inferias Orphei Lethaea papavera mittes. Das läßt sich dadurch stützen, daß auch Properz in 1,20,38, einer an einen Gallus gerichteten Elegie[45], den Mohn erwähnt. Darüber hinaus hat papaver bereits seit Cato orig. 35 das Epitheton Gallicanus[46], das im Sinne des oben über die Möglichkeiten des Wortspiels mit Gallus/ gallus Gesagten die Beziehung noch weiter vertieft.

So lassen sich die Ernährungsgewohnheiten des Papageis insgesamt als Realisierung eines literarkritischen Topos begreifen, der schon im Demeterhymnos des Kallimachos anzutreffen ist, wo im Bezugsrahmen poetologischer Metaphorik Erysichthon als Inbegriff der abgelehnten Gefräßigkeit und damit eines falschen Dichtungsstils vorgeführt wird[47], und darüber hinaus als biographische Konkretisierung des Topos. Daß sich der psittacus mit einer kleinen Mahlzeit bescheidet, entspricht der Ablehnung des "fetten Gedichts" durch Vergil (ecl. 6,4f., später in dieser Ecloge wird auch Gallus erwähnt), den parva ora des Properz (4,1,6) und besonders der Ablehnung übermäßigen Aufwandes bei der Mahlzeit durch Lucilius, wo Lebens- und Dichtungsstil eine Einheit bilden.[48]

In diesen Kontext paßt auch, daß dem Papagei die fera bella nichts bedeuten, sondern er viel eher ein placidae amator pacis (25f.) ist.[49] Denn das rekurriert ganz allgemein auf die Absage der Elegiker an die epische Großdichtung, zu deren charakteristischen Themen seit der Ilias die wilden Kriege zählen, und an den Krieg überhaupt als mit der elegischen Lebensform nicht vereinbar.[50] Im speziellen Fall kommt hinzu, daß Vergil den Gallus der 10. Ekloge seinen Aufbruch in den Krieg als Ausdruck von Wahnsinn schildern läßt, als völlige Abkehr von seinem früheren Charakter (ecl. 10,44f.):[51]

nunc insanus amor duri me Martis in armis
tela inter media atque adversos detinet hostis.

Der biographische Bruch hat für Gallus nach dem Zeugnis Vergils offenkundig dichterische Konsequenzen und läßt ihn zu einem cantor Euphorionis (vgl. Cic. Tusc. 3,45)[52] werden (ecl. 10,50f.):[53]

ibo et Chalcidico, quae sunt mihi condita versu
carmina pastoris Siculi modulabor avena.

Auf eine solche stilkritische Aussage geht offenbar auch Ovid aus, wie eine nicht harmonisierende, sondern die scheinbaren Ungereimtheiten ernstnehmende Lektüre der folgenden Verse nahelegt (am. 2,6,21f.):

tu poteras fragiles pinnis hebetare zmaragdos
  tincta gerens rubro Punica rostra croco.

Hier weist G.W. Most nämlich auf eine Schwierigkeit im Verständnis des überlieferten Textes hin:[54] Nach Plin. nat. 37,18,12 sind ausgerechnet die zerbrechlichen Smaragde eine besonders wertlose Sorte.[55] Deshalb schlägt er vor, tu poteras, fragilis, pinnis hebetare zmaragdos zu lesen, um damit den Gegensatz zwischen der Zartheit des Vogels und den nun nicht näher bestimmten, damit auch nicht abgewerteten zmaragdi schärfer herauszuarbeiten. Doch läßt sich dessen unbeschadet die übliche Textgestalt[56] halten: Plinius führt weiter aus, die zmaragdi fragiles seien in ihrer Farbe dem Gefieder in caudis pavonum columbarumque e collo ähnlich, zweier Vögel also, die auch in am. 2,6 vorkommen. Ovid sagt damit zunächst aus, daß das Gefieder des Papageis auch die ebenfalls als Haustiere gehaltenen, mit ihm befreundeten Pfauen und Tauben aussticht.[57] Hinzu kommt die Charakterisierung dieser Art von Smaragden bei Plinius als Chalcedonii. Die Stadt Kalchedon leitet sich nach einer der über die Herkunft ihres Namens verbreiteten Ansichten von dem euböischen Chalkis her[58], der Heimat des Euphorion.[59] So gewinnt gerade im Text der traditionellen Lesart die Absicht Ovids Kontur: Der psittacus übertrifft die übrigen cantores Euphorionis bei weitem, mögen sie in ihren dichterischen "Smaragden" auch noch so sehr das Stilkriterium der fragilitas erfüllen, das die hellenistisch geprägte Poesie fordert.[60]

Den Hinweis auf die Liebesdichtung verstärkt der folgende Vers, wo der Schnabel des Papageis als rubro croco tincta beschrieben wird, einer Farbe, die seit Catull dem Liebesgott zukommt (68,133f.):

                                                   Cupido
  fulgebat crocina candidus in tunica.

Noch deutlicher wird das durch ein einschlägiges Zitat aus Properz (3,3,31f.):[61]

et Veneris dominae volucres, mea turba, columbae
  tingunt Gorgoneo punica rostra lacu.

Der psittacus ist als ein der Liebesdichtung verbundener Vogel demnach durch ein Aussehen charakterisiert, das von dem des Gottes der Liebe und der Vögel der Liebe in die Verse von Liebesdichtern übernommen wurde. Auch auf diesem Gebiet übertrifft der psittacus die Tauben: Sein Schnabel hat die gleiche Farbe wie ihre Schnäbel, zusätzlich aber noch die Farbe Cupidos.

Betrachtet man nun insgesamt die übrigen in der Elegie genannten Vögel, so sind zwei Gruppen zu unterscheiden: die volucres piae (3; 51; 58), die sich wiederum in die trauernden, noch lebenden Vögel vom Beginn und die Vögel im Elysium vom Ende des Gedichtes aufteilen lassen, und die obscenae aves (52), die Gegenbilder zum psittacus und seinen Freunden. Vor allem die Vögel der ersten Gruppe, deren Trauer in geradezu grotesk vermenschlichter Weise dargestellt wird[62], besitzen signifikante Beziehungen zu antiken Dichtern. Dieses von Ovid hier verwendete poetische Verfahren stellt damit einen Vorläufer dar zur dort polemisch gemeinten Anführung der Vogeldichter bei Persius (prol. 8-14).[63]

Ovid betont besonders die enge Vertrautheit zwischen Taube und Papagei (am. 2,6,12-16):

  tu tamen ante alios, turtur amice, dole.
plena fuit vobis omni concordia vita
  et stetit ad finem longa tenaxque fides.
quod fuit Argolico iuvenis Phoceus Orestae,
  hoc tibi, dum licuit, psittace, turtur erat.


Das ist die einzige Stelle in den gesamten Amores, an der von einer das ganze Leben währenden Eintracht und Treue die Rede ist.[64] Die Verbindung bekräftigt Ovid durch das zu seiner Zeit schon sprichwörtlich gewordene exemplum von Orest und Pylades.[65] Diesen Vers nimmt der Dichter fast wörtlich im Exil wieder auf: adfuit insano iuvenis Phoceus Orestae (Pont. 2,3,45). Die Vorstellung, daß Pylades den Orest vor dessen eigenem Wahnsinn schützt, liegt unausgesprochen auch der Stelle in den Amores zugrunde und wird durch das Selbstzitat in den Epistulae ex Ponto sowie durch die antike Tradition[66] noch unterstrichen, wie auch Vergil versucht, Gallus zur Vernunft zu bringen und dazu Apollo selbst und dessen Frage Galle, quid insanis? (ecl. 10,22) bemüht.

Ein solcher Versuch, den Gallus von seinem Irrweg zurückzuholen, der bei Vergil wohl nur aus erotischen Verstrickungen mit Lycoris besteht[67], aus der Sicht Ovids im Rückblick aber auch schon die politische Gefährdungen einbezieht, paßt gut zu Vergils großer Wertschätzung des Dichterfreundes (ecl. 10,73f.):

Gallo, cuius amor tantum mihi crescit in horas
quantum vere novo viridis se subicit alnus.

So läßt sich auch die auf den ersten Blick überraschende Einschränkung dum licuit (16) erklären: Der Tod des Gallus zwang Vergil dazu, die laudes Galli in den Georgica umzuarbeiten, also den demonstrativen Freundschaftsbeweis der politischen Gegebenheiten halber zu eliminieren.[68] Demnach sei einstweilen als Hypothese vorgeschlagen, die Freundschaft zwischen turtur[69] und psittacus als Transposition derjenigen zwischen Vergil und Gallus zu sehen, eine Annahme, die noch der Bestätigung durch die Deutung der übrigen Vögel bedarf, um beweiskräftig zu werden.

Soweit diese Vögel namentlich genannt werden, haben sie ihren Aufenthalt im Elysium (am. 2,6,49-52):

colle sub Elysio nigra nemus ilice frondet
  udaque perpetuo gramine terra viret.
si qua fides dubiis, volucrum locus ille piarum
  dicitur, obscenae quo prohibentur aves.

Die Schilderung zitiert Tibulls Vision von seiner Ankunft im Elysium (1,3,57- 60):[70]

sed me, quod facilis tenero sum semper Amori,
  ipsa Venus campos ducet in Elysios.
hic choreae cantusque vigent, passimque vagantes
  dulce sonat tenui gutture carmen aves.

So ist es nur konsequent, daß Ovid in am. 3,9,61-64 den toten Tibull ins Elysium eingehen und dort seinen Dichterkollegen Calvus, Catull und eben Gallus begegnen läßt. Doch mit dem in Vorstellung und Ausdrucksweise singulären colle sub Elysio (49)[71] schließt Ovid sich auch an Vergils sola sub rupe (ecl. 10,44) an, das ebenfalls den Aufenthaltsort des Gallus bezeichnet.[72]

Wie dem Tibull im Elysium die Dichter begegnen, so trifft der Papagei dort befreundete Vögel an (am. 2,6,53-56):

illic innocui late pascuntur olores
  et vivax phoenix, unica semper avis;
explicat ipsa suas ales Iunonia pinnas
  oscula dat cupido blanda columba mari.

Vom Pfau, dem Vogel Junos (55), spricht Ennius im Annalenproömium: memini me fiere pavom (ann. 15 V. = 11 Sk.). Damit unterstreicht er seinen Anspruch als Homerus alter (Lucil. frg. 1189 M.; Hor. epist. 2,1,50) und stellt sich zugleich in eine erlauchte Traditionskette:[73]

ideo quintus dicit propter eam opinionem, quae dicit animam Pythagorae in pavonem translatam, de pavone vero ad Euphorbum, de Euphorbo ad Homerum, de Homero autem ad Ennium (Schol. Pers. 6,10).

Nicht ganz so klar ist die Identifikation der Schwäne in Vers 53. Der Gedanke an Horaz, der in carm. 2,20 von seiner Verwandlung in einen Schwan spricht, Varus, dessen Ruhm nach Vergil die cantantes cycni (ecl. 9,29) in den Himmel tragen werden, oder Vergil selbst liegt nahe, doch ist es wohl sinnvoll, bereits vor Gallus verstorbene Dichter zu erwarten, die ihm im Elysium entgegentreten, so wie Horaz Pindar als Dircaeus cycnus (carm. 4,2,25) bezeichnet. Am besten läßt sich die Chiffre aber durch einen Rückgriff auf Platon[74] auflösen (rep. 10,620a): ideîn mèn gàr psychén éphe tén pote Orphéos genoménen kúknou bíon airouménen. Denn Orpheus, der mythische Sänger schlechthin, steht nicht nur im vierten Buch der Georgica für Gallus, sondern wird auch von Ovid in der Elegie auf den toten Tibull zitiert (am. 3,9,21-24):

quid pater Ismario, quid mater, profuit Orpheo,
  carmine quid victas obstipuisse feras?
et Linon in silvis idem pater "aelinon" altis
  dicitur invita concinuisse lyra.

Linus ist es auch, der in ecl. 6,67 den Gallus zum Nachfolger des Ascraeus senex proklamiert.[75] Göttliche Dichter wie Orpheus und sein Lehrer Linus haben also ihren Aufenthalt im Elysium, in das auch Gallus eingehen wird.[76]

Die blanda columba und ihr mas (56) sind ohne große Schwierigkeiten als Vertreter der Liebeselegie zu begreifen. Die columbae symbolisieren schon bei Properz als Vögel der Venus dieses genus[77], und blandus ist eine der geläufigsten topischen Attribute der Elegie.[78] In Analogie zu den bisher entschlüsselten Vogelpseudonymen ist hier an die Archegeten der erotischen Elegie zu denken[79], an Mimnermos und Philitas, deren Rang in der Antike unbestritten war[80] und den auch Kallimachos im Aitienprolog anerkennt.[81]

Damit löst sich die Frage schon fast von selbst, wer mit dem Phönix (54)[82] gemeint ist: Dieser ägyptische Vogel kann dann nur Kallimachos bezeichnen, den Ahnherrn und hervorragendsten Vertreter der aitiologischen Elegie. Dessen unbegrenztes Überleben in seinen Werken hat Ovid bereits in am. 1,15,13f. geweissagt, so daß die Übertragung in die Gestalt des sich selbst erneuernden und gleichzeitig einzigartigen[83] Phoenix eine konsequente Transposition ist.

Mit der Nennung von Kallimachos und Philitas/Mimnermos, die im Elysium fortleben und dem in ihrer literarischen Tradition stehenden Gallus durch ihre Begrüßung in seinem dichterischen Bezug bestätigen, knüpft Ovid auch an Properz an, der im Einleitungsgedicht zum dritten Elegienbuch die verstorbenen Kallimachos und Philitas zur Bekräftigung seines eigenen Dichtens anruft (3,1,1f.):[84]

Callimachi manes et Coi sacra Philitae
  in vestrum, quaeso, me sinite ire nemus!

Überblickt man die beiden Distichen im ganzen, so bieten sie ein ausgewogenes Bild: Im Hexameter stehen jeweils die mythischen, quasi-mythischen oder historischen Urheber der Dichtung: Orpheus und Linus für Dichtung überhaupt, Homer für den griechischen, Ennius für den römischen Bereich. Die Archegeten der verschiedenen Spielarten der Elegie stehen in dem Teil des Distichons, der für ihr genus charakteristisch ist, im Pentameter[85], so daß jeder den ihm zukommenden Platz hat. Es ergibt sich also folgendes Schema: 12-16 Vergil; 53 Orpheus, Linus; 54 Kallimachos; 55 (Homer/) Ennius; 56 Philitas/Mimnermos.[86]

In Gallus fließen alle diese Traditionen zusammen, sie erhalten bei ihm eine neue Qualität, denn es gelingt ihm als Neuankömmling, die Bewohner des Elysiums zu seiner Dichtung zu bekehren (am. 2,6,57f.):

psittacus has inter nemorali sede receptus
  convertit volucres in sua verba pias.

Damit schließt sich der Kreis: Die piae volucres von Vers 3, deren pietas[87] man unter Umständen dort noch auf die Pflicht des Begräbnisses beschränken könnte, sind durch die gleiche Eigenschaft wie die Dichter-Vögel des Elysiums charakterisiert.[88] Denn pii sind auch die Dichter, wie z.B. Catull (16,5) und Tibull: auxisti numeros, culte Tibulle, pios (am. 3,9,66). Sie haben durch ihre Dichtung Anteil am Göttlichen (am. 3,9,17f., vgl. 3,8,23; trist. 4,10,42):[89]

at sacri vates et divum cura vocamur,
  sunt etiam qui nos numen habere putent.

Die Junktur piae volucres, dreimal in am. 2,6 (3. 51. 58) und sonst nicht mehr bei Ovid[90], macht den Zusammenhang zwischen Anfang und Ende der Elegie deutlich: Die Gemeinschaft der von hellenistischer Dichtkunst geprägten Poeten in Rom[91] ist zur Trauer aufgerufen.

Der Gesang der Nachtigall, die seit Hesiod[92] auch Symbol des Dichters und seines Liedes sein kann, gehört zur Topik der Totenklage um einen geliebten Menschen, wie etwa bei Catull 65,11-14.[93] Auch hier bleibt der Bezug zum Ende der Elegie gewahrt, denn die Erwähnung des Ismarius ... Tereus (7) verweist auf Ismarius Orpheus, der als exemplum für das Schicksal Tibulls in am. 3,9,21 genannt wird, der in der sechsten Ekloge am Beginn der Kosmogonie des Silen steht (Verg. ecl. 6,30)[94], wo dann auch bald Gallus auftaucht, und der in am. 2,6,53 verhüllt zugegen ist.

Der einzige zur Zeit des Gallus noch lebende Dichter, der individuell charakterisiert wird, ist, wie sich jetzt bestätigt haben dürfte, Vergil - eine Ehrung, die ihm aufgrund seiner engen Verbindung mit Gallus und seiner anerkannten Stellung in der zeitgenössischen römischen Dichtung durchaus zukam.

Die zweite Gruppe der Vögel, die dem psittacus als Kontrast gegenübergestellt werden, ist wesentlich kürzer zu beschreiben. Es handelt sich dabei um die coturnices (27f.), den vultur (31), milvus (32) und graculus (32) sowie die cornix (35). Bei ihnen werden vor allem ihre schlechten Eigenschaften hervorgehoben, die dennoch nicht ein langes (irdisches) Leben verhindern.[95] Sie repräsentieren in der Tradition alexandrinischer Stilkritik[96] und auch der anti-alexandrinischen Polemik[97] wohl in erster Linie die poetischen und weiter auch die politischen Gegner des Gallus.

Das Ende des psittacus birgt eine letzte Verständnisschwierigkeit (am. 2,6,45-48):

septima lux venit non exhibitura sequentem,
  et stabat vacuo iam tibi Parca colo;
nec tamen ignavo stupuerunt verba palato:
  clamavit moriens lingua "Corinna, vale".

Nach der Erwähnung der Sieben-Tages-Frist, die nicht nur antiker Tradition entspricht[98], sondern auch erneut die Erinnerung an den Orpheus der Georgica wachruft[99], erscheint der Name Corinnas. Liest man den Text proprie, so ist damit die Parallele zu den passer-Gedichten Catulls perfekt: Hier wie dort ist die jeweilige Geliebte die Besitzerin des Vogels. Doch die für die Beweiskraft unserer Hypothese entscheidende Frage lautet: Wie verträgt sich Corinna mit Gallus?

Abgesehen von der prinzipiell nicht undenkbaren, aber interpretatorisch unbefriedigenden Lösung, Gallus habe mehrere puellae gehabt[100], darunter eben auch Corinna, bietet sich vor allem eine Erklärung an: Als Properz die Monobiblos mit dem Wort Cynthia eröffnete, machte er den Namen der elegischen Geliebten gleichzeitig zum Programm der von ihm vertretenen Dichtungsform (1,1,1f.):[101]

Cynthia prima suis miserum me cepit ocellis,
  contactum nullis ante cupidinibus.

Diese Funktion des Namens der puella wird am Ende seines zweiten Elegienbuches noch deutlicher, wo in der Aufzählung der Liebesdichtungen dadurch das Werk des jeweiligen poeta umschrieben wird (2,34,85-94):[102]

haec quoque perfecto ludebat Iasone Varro,
  Varro Leucadiae maxima flamma suae;
haec quoque lascivi cantarunt scripta Catulli,

  Lesbia quis ipsa notior est Helena;
haec etiam docti confessa est pagina Calvi,
  cum caneret miserae funera Quintiliae.
et modo formosa quam multa Lycoride Gallus
  mortuus inferna vulnera lavit aqua.
Cynthia quin vivet versu laudata Properti,
  hos inter si me ponere Fama volet.

Ovid setzt die Entindividualisierung der elegischen Geliebten noch stärker fort[103], ihre reale Existenz tritt fast völlig in den Hintergrund (vgl. am. 2,17,27-30; ars 3,538; trist. 4,10,59f.). Der Name Corinna, der sich aufgrund seiner etymologischen Beziehung zu kóre geradezu durch puella substituieren läßt[104], wird so (neben der Bezeichnung einer realen oder fiktionalen Person) vor allem zur Chiffre für elegische Liebesdichtung.[105] Weil Ovid für sich in Anspruch nimmt, die Elegie in Rom zur Vollendung geführt zu haben[106], so daß in seinem Werk alle bisherige Elegiendichtung aufgehoben ist, wie in der Aeneis Vergils die bisherige Epik (vgl. rem. 395f.), läßt sich Corinna auch als Oberbegriff für das von ihr repräsentierte genus insgesamt verstehen[107]. Damit bezeichnet das ignavo palato[108] gesprochene Corinna vale[109] des psittacus den Abschied des Gallus von der Liebeselegie schlechthin.


Zusammenfassend kann man also feststellen: Wenn Ovid in seiner Elegie am. 2,6 wirklich mehr erreichen wollte, als ein Beispiel für "mock-solemnity"[110] oder eine "spielerische Parodie in amoribus"[111] vorzuführen, sondern eine ernsthafte, das dichterische ingenium berührende Komponente einbezog, wie es die neuere Forschung nahelegt, dann ist es notwendig, aus dieser Erkenntnis auch die vollen Konsequenzen zu ziehen: Der tote, dichterisch begabte Vogel ist dann das Bild für den toten, mit einem Vogelnamen behafteten Dichter Gallus. Die Fülle der Indizien, die zur Bekräftigung der Ausgangshypothese beigebracht werden können, legen jedenfalls den Schluß nahe, daß ein antiker, mit dem Phänomen der Ambivalenz vertrauter Leser hinter dem Tierepikedion auch einen verborgenen Sinn zu entdecken vermochte.

Als es Ovid unternahm, gleich Vergil dem Gallus ein poetisches Denkmal zu setzen, mußte er ebenfalls gleich Vergil zum Mittel der versteckten Sinngebung greifen, denn die Zeitumstände ließen einen unverhüllten Nachruf auf den Ahnherrn der Liebeselegie in Rom offenkundig noch immer nicht zu.

Doch hindert diese ernsthafte Absicht Ovid nicht daran, allein schon durch die Wahl des psittacus als Chiffre für Gallus, dem ganzen Gedicht eine humorvolle Wendung zu geben[112], etwa nach der Art der grimmigen Selbstironie in am. 3,8,23f. In der Tat konnte der Papagei als für die Gattung der Elegie angemessener Vogel angesehen werden, denkt man daran, wie Ovid den Kallimachos charakterisierte (am. 1,15,13f.):

Battiades semper toto cantabitur orbe:
  quamvis ingenio non valet, arte valet.

Nicht die völlige Neuschöpfung, sondern die kunstvolle Verarbeitung des Stoffes, die immer neues Variieren eines Themas[113] macht die wahre Kunst des Dichters aus, der zur Zeit Ovids auf der Höhe der ästhetischen Diskussion sein wollte. Eine vox mutandis ingeniosa sonis (18) war dafür unerläßlich. Dazu gehört auch die Übernahme griechischer Literatur in den römischen Bereich durch die imitatio[114], weswegen der psittacus bereits im ersten Vers des Gedichtes als imitatrix ales besonders bezeichnet wird.

Andererseits blieben die augusteischen Dichter bei der bloßen Nachahmung nicht stehen, sondern versuchten die griechischen Vorbilder umso stärker in den Schatten zu stellen, je länger sie mit ihnen wetteiferten.[115] Somit wird es möglich, in Ovids Charakterisierung des psittacus als imitatrix auch ein literarkritisches Urteil über Gallus zu finden, das das bekannte durior bei Quintilian (inst. 10,1,93)[116] zu ergänzen geeignet ist. Denn wie Gallus offenkundig noch nicht stilistische Eleganz der späteren augusteischen Liebeselegie erreicht hat, worauf auch das literarkritische konnotierte garrulus (26) ein Hinweis sein könnte[117], so fehlt ihm auch noch die Souveränität im Umgang mit den poetischen Mustern, so daß er noch auf der Stufe des imitator steht und noch nicht zum echten aemulator geworden ist.[118] In dieser Einschätzung des Begründers der römischen Elegie dokumentiert sich auch das Selbstbewußtsein Ovids, die Gattung wesentlich weiterentwickelt und zur Vollendung geführt zu haben (vgl. rem. 395f.).

Und so ließ auch die zeitliche Distanz, die zwischen Gallus und Ovid liegt, eine existentielle Betroffenheit über den Tod des Dichters, wie sie bei Vergil zu spüren ist, in Ovid wohl nicht aufkommen.[119] Dennoch setzte er ihm ein Denkmal. Der Impuls dazu entsprang zum einen Ovids Bereitschaft, gegen den Stachel des offiziell Verordneten zu löcken[120], zum zweiten wohl dem Reiz, den der Topos vom Weiterleben des Dichters im monumentum seiner Dichtung auf Ovid ausübte[121], und schließlich aber auch der "Traditionspflege" seiner eigenen dichterischen Abstammung (trist. 4,10,51-54):

                                       nec avara Tibullo
  tempus amicitiae fata dedere meae.
successor fuit hic tibi, Galle, Propertius illi,
  quartus ab his serie temporis ipse fui.


Es bleibt die Frage nach der Abfassungszeit der Elegie. Eine Datierung in die unmittelbare Nähe zum Tode des Gallus ist eher unwahrscheinlich, schließt man doch aus trist. 4,10,57f. allgemein auf einen Beginn von Ovids dichterischer Tätigkeit um 25 v.Chr.[122] Eine Entstehung in der absoluten Frühphase läßt sich zwar nicht vollkommen ausschließen, plausibler erscheint es jedoch, den Nachruf auf Gallus in den Umkreis der Elegie auf Tibull zu verlegen, also wohl kurz nach 19 v.Chr.: Dafür spricht sowohl der strukturelle Zusammenhang als auch die Tatsache, daß am. 3,9 im Nachhinein den Schlüssel für die allegorische Interpretation liefert.

Diese enge Beziehung der beiden Elegien untereinander gibt am. 2,6 noch eine zusätzliche politische Relevanz. Denn für Ovid ist Tibull durch seinen frühen Tod dem durch Augustus auf die Dichter ausgeübten Druck enthoben und wird dementsprechend im Elysium von Dichtern begrüßt, die mit der gens Iulia in Konflikt geraten waren, Catull, Calvus und Gallus[123], wobei letzterer allerdings nur mit der Einschränkung genannt wird si falsum est temerati crimen amici (am. 3,9,63). In der psittacus-Elegie geht Ovid im Schutz der verdeckten Redeweise[124] einen entscheidenden Schritt weiter. Da Gallus nun wirklich, ohne wenn und aber seinen Platz im Elysium hat, ist er nicht nur wie Tibull nun von Augustus unbehelligt, sondern sind vor allem die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als falsch erwiesen. Der Selbstmord, den der Freundschaftsentzug durch Augustus herbeiführte, so daß er sich politisch und wohl auch sozial isoliert sah, geht also auf das Schuldkonto des Princeps. Der Schock, den der Tod des Gallus bei seinen Dichterfreunden - bei Vergil, Properz und Horaz - ausgelöst hatte, ist bei Ovid mit dem Lauf der Jahre einer Diagnose gewichen, die genügend Sprengstoff barg, um auch ihrem Urheber erhebliche Schwierigkeiten zu bereiten (aus der Kenntnis von Ovids späterem Schicksal liegt auch hier schon der Gedanke ans Exil nahe), und die deshalb im Schutz verdeckter Rede gestellt werden mußte: Gallus ist ein Opfer der Willkür des Augustus.[125]


[*] Eine frühere Fassung dieses Aufsatzes wurde im Sommersemester in einem Forschungskolloquium an der Universität Erlangen (Leitung Prof. Dr. Severin Koster) vorgetragen, den Teilnehmern danke ich für die Diskussion, Petra Fleischmann darüber hinaus für eingehende kritische Lektüre des Manuskripts. Dank schulde ich auch dem Herausgeber dieser Zeitschrift, Emanuele Narducci, für die freundliche Aufnahme und die Nachsicht mit meinen ersten Versuchen im Umgang mit HTML.

[1] E.T.A. Hoffmann: Lebensansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern. Textrevision und Anmerkungen von H.-J. Kruse. Berlin, Weimar 1981. 468.

[2] Herrlinger 1930, bes. 84ff. Nadeau 1984, 868. Schmidt 1985, 214. Die Nachwirkung des Motivs behandeln Colton 1967, 71-78; Schmidt 1980 und Kim 1992.

[3] Ornithologisches bei F. Wotke, RE 18 (1949) 926-931 und Toynbee 1983, 237- 240.

[4] Brandt 1911, 25.

[5] Wilkinson 1965, 68; Thomas 1965.

[6] Cahoon 1984 (die dort vertretene Einschätzung von am. 3,9 braucht hier nicht diskutiert zu werden).

[7] Boyd 1987.

[8] Allgemein dazu mit zahlreichen Belegstellen Newman 1990, 18-24.

[9] Vgl. Myers 1990, 373.

[10] Boyd 1987, 203f.: Krinagoras, Anth. Pal. 9,562, vgl. Mart. 14,73 und Macr. sat. 2,4,29f.

[11] Boyd 1987, 206. Die These vom Zusammenhang zwischen poeta und psittacus vertritt schon D. Parker (bei Boyd nicht genannt): Die Klage um den Papagei "is a lament, not for a departed love object so much as for a dead artist." Das Epitaph auf den Papagei "could be either for bird or poet" (Parker 1966, 142 = Parker 1969, 94). Vgl. auch Davis 1989, 87-96.

[12] Myers 1990, 367-374.

[13] Schmidt 1985, 214-228.

[14] Schmidt 1985, 223, vgl. 218ff., wo die Grabschrift aus der Tradition des Dichterepitaphs gedeutet wird.

[15] Vgl. Sabot 1976, 268-274; Rambaux 1985, 118f.; Schubert 1992, 160,394.

[16] Zum Aufbau: Lörcher 1975; Wille 1984, 389-423. Dettmer 1983, 49-63; McKeown 1987, 90-102. Vgl. auch Taylor 1970, 474 über die Position von am. 3,9 im Verhältnis zu am. 2,6.

[17] Sabot 1976, 275. Myers 1990, 374 sieht zwar das Problem, kann aber keine befriedigende Lösung anbieten. - Für die Spätdatierung von am. 2,6 gibt es keinen Anhaltspunkt (siehe unten; vgl. als Kontrast in Inhalt und Position am. 3,15 (Schmitzer 1994, 101-117).

[18] Boucher 1966; Crowther 1983, 1622-1648. Nicastri 1984.

[19] Diese Affäre steht im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zwischen Augustus und dem Senat am Beginn des Prinzipats, vgl. Boucher 1966, 50ff.; Sattler 1960, 11f.; Syme 1986, 32 (zweite Hälfte des Jahres 27 v. Chr.); Daly 1979, 289-311 (Plädoyer für Datierung auf 27 v. Chr.).

[20] Testimonien bei Crowther_1983, 1623-1626. Zur Bedeutung des Gallus für die römische Liebeselegie vgl. Boucher 1966, 69-101, bes. 99ff.; Hinds 1983, 43- 54; Stroh 1983; 225-242.

[21] Winniczuk 1960: am. 1,15,29f. 3,9,63f. ars 3,334. 537. rem. 765. trist. 4,10,53. 5,1,17. Etwa gleich häufig wie Gallus nennt Ovid Tibull (am. 1,15,28. 3,9 passim. ars 3,334. rem. 763. trist. 2,447. 463. 4,10,51. 5,1,18), etwas seltener dann Properz (ars 3,333. trist. 2,465. 4,10,45. 53. 5,1,17), wesentlich weniger Vergil (am. 3,15,7. rem. 396. trist. 4,10,51) und Horaz (trist. 4,10,49).

[22] Winniczuk 1960, 31f.; Hermes 1980; Lefèvre 1986, 183-192.

[23] Vgl. Serv. ecl. 10,46 (hi autem omnes versus Galli sunt, de ipsius translati carminibus) und Koster 1990a, zum vierten Georgicabuch siehe Lefèvre 1986, 190f.

[24] Wimmel 1993; vgl. Koster 1994, 56.

[25] Grundlegend Dörrie 1970, 85-92; weiteres bei Schmitzer 1990, 19-32 und nunmehr auch Wimmel 1994.

[26] Holst 1925, 53; Snyder 1980, 112f. - Außerdem grundsätzlicher: McKeown 1987, 45-61 (61: Die "etymological plays" machen die Amores "highly sophisticated"); Ritti 1977, 289-310. Schmitzer 1992, 534f. - Koenen/Thompson 1984, 152 behaupten, dort sei Gallus von dem ägyptischen Künstler als "gallischer" Barbar dargestellt worden.

[27] Allzu vorsichtig ist demnach wohl Doblhofer 1993, 135f.: "... vollends in die Irre ginge, wer ... gar aus den Galli canentes Caesarem epod. 9,18 den galli cantus heraushören wollte."

[28] Um wenigstens ein einziges Beispiel aus der Gegenwartsliteratur anzuführen, hier ein kurzer Ausschnitt aus Andrzej Szczypiorskis Roman "Nacht, Tag und Nacht" (Aus dem Polnischen von K. Staemmle. Zürich 1991. 266), wo das Aufwallen des dumpfen, anti-intellektuellen polnischen Nationalismus in den 60er Jahren geschildert wird: "... zum Latrinenreinigen mit den Professoren, gotische Kathedralen und van Goghs machen das Leben nicht würdiger, Chaplin war einfach ein Jude, das läßt sich nicht verbergen, was ist denn ein Kafka [Anm.: polnisch kawka, tschechisch kavka = Dohle], bloß ein Vogel im Polnischen, der Krähe verwandt und angeblich beschnitten, in der Jugend haben wir auf solche Vögel geschossen, rum-bum, krach-bach ..."

[29] Ahl 1985, 33: "a beautiful double entendre". Zum Motiv des Schwanes in der antiken Literatur allgemein und unter literarkritischem Aspekt siehe den Überblick bei Donohue 1993, 34.

[30] Nisbet/Hubbard 1970, z.St.; Jacobson 1987, 648.

[31] Koster 1983b, 32-35.

[32] Boucher 1966, 98; Brugnoli 1983, 233-236. Vgl. ars 3,527 und Pont. 2,3,43f.

[33] Treu 1973, 221-233; vgl. auch Burstein 1988, 16-20.

[34] Daß der Papagei Eois ab Indis kommt, stört nicht: In der dreisprachigen Inschrift aus Philae (CIL III Suppl. 14147) stellt Gallus selbstbewußt seine Erfolge dar, die ihn weiter nach Süden führten als je einen römischen Feldherrn zuvor. Er drang in das Gebiet der Äthiopier vor, die nach antiker Vorstellung Nachbarn der Inder waren (z.B. Verg. Aen. 6,794, vgl. Norden 1899, 470f. [426f.]; Nadeau 1970, 329-339) oder gar mit ihnen gleichgesetzt wurden (André/Filliozat 1986, 340,14 u. 18; 342,32). Der Zusammenhang zwischen den populi Aurorae und Ägypten findet sich in negativem Sinn auch in der Schildbeschreibung Aen. 8,685-688. Darüber hinaus gab es in Ägypten eine Stadt mit Namen Psittachemmis (W. Helck, RE 23,2 [1959] 1417). - Vgl. auch Alföldy 1990.

[35] Boucher 1966, 51f. - Die invidia gehört auch zur topischen Darstellung des Tyrannen (Mehl 1979, 229-235), so daß der psittacus bzw. Gallus auf diese Weise auch mit Opfern von politischer Gewalt parallelisiert wird. - In literarkritischem Kontext gehört der Neid seit dem Apollonhymnos und dem Telchinenprolog des Kallimachos zur von den hellenistischen Dichtern und ihren römischen Nachfolgern verwendeten Topik, z.B. Culex 5; Ov. am 1,15,1; rem. 389; trist. 4,10,123; Wimmel 1960, Reg. s.v. Neid.

[36] ThlL II, s.v. blaesus, 2026,82-2027,10.

[37] Kierdorf 1987, 233ff.

[38] Vgl. Ov. met. 5,678 u. Schmitzer 1990, 207, 98 und natürlich viele Stellen bei Horaz (Buchheit 1968, 536-542).

[39] Wimmel 1960, 225; Müller 1987, 41ff. 54. Vgl. Myers 1990, 376; Lyne 1995, 36,11.

[40] Siehe z.B. Pers. 1,5 (nugae) / 10 (nucibus) an programmatischer Stelle (allgemein Kißel 1990, 89-99 jeweils z.St., zu 1,56 und 5,19).

[41] Vgl. Newman 1990, 7-18. 421.

[42] A. Steier, RE 15,2 (1932) s.v. Mohn, 2435-2440.

[43] Vgl. dagegen Sall. Cat. 13,3 mit Vretska 1976 z.St. (243) über Schlaflosigkeit als Zeichen übertriebenen Wohllebens.

[44] Lefèvre 1986, 190f. mit älterer Literatur.

[45] Über eine mögliche Identifikation des dort genannten Gallus mit Cornelius Gallus siehe Crowther 1983 1637f.; Cairns 1983, 83f.

[46] ThlL X,1, s.v. papaver, 252,16.

[47] Müller 1987, 35ff.

[48] Puelma 1949, 29f. Vgl. auch Mette 1961, 139.

[49] Auch die invidia (24) erhält so neben der politischen eine poetologische Dimension, die sich aus dem seit dem Apollonhymnos des Kallimachos (105-113) bekannten Neid-Motiv ergibt (Koster 1983a, 16ff.; Schwinge 1986, 16-19).

[50] Müller 1952, 47-53; Myers 1990, 369f. Jetzt v.a. Glatt 1991 (zu Gallus 37-48, zu Ovid 143-164). Vgl. auch Lana 1991, bes. 102-106.

[51] Vgl. Coleman 1977 z.St. mit verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten; außerdem Dehon 1991, 365. Grundsätzlich muß Vergils Aussage über den Dichter Gallus natürlich mit dem realen Politiker und Feldherrn Gallus keineswegs deckungsgleich sein (vgl. auch Chwalek 1990, 309-315).

[52] Siehe auch Newman 1990, 372-378.

[53] Vgl. Edwards 1990, 203-208 mit weiterer Literatur.

[54] Most 1979, 363f.

[55] Der Papagei dagegen war grundsätzlich in der Antike in der Gegenwart (P. Marché: Madames gefiederter Freund. Süddeutsche Zeitung, Magazin - 29.10.1993, 34-38) ein Luxusattribut vor allem der Damenwelt.

[56] Munari 1970; Kenney 1961; auch keine Änderung in der neuen Ausgabe von McKeown 1987.

[57] Zu color (17) als literarkritischem Terminus Myers 1990, 369.

[58] W. Ruge, RE 10,2 (1919) 1555,50ff., vgl"#BM59" NAME="A59". ThlL Onom. II, s.v. Calchedon, 73,5-10.

[59] Vgl. Stroh 1983, 217f.

[60] Vgl. Verg. ecl. 5,85 und Schmidt 1972, 192.

[61] Vgl. Myers 1990, 370.

[62] Im Gegensatz zu Catull, wo Götter und Menschen zur Trauer um den passer aufgefordert werden, sind hier die Ebenen auf anderen Weise, nämlich durch Vermenschlichung der Vögel, vermischt.

[63] Siehe Korzeniewski 1978, 337f. 345f. und neuerdings Bellandi 1988, 73-104; Koster 1990b, 160-163; Kißel 1990, 89-99.

[64] Cahoon 1984, 29, Lenz 1976, z.St.: "Ob der Dichter mit der Freundschaft zwischen den beiden ganz verschiedenen Vögeln eine besondere Pointe hat einführen wollen, können wir nicht mehr durchschauen. Die Bemerkung im Sapphobrief (Heroides 15) 38 läßt dies als nicht ganz unmöglich erscheinen." - Zu fides u.a. bei Catull siehe Newman 1990 319 u.ö.; allgemein Freyberger 1986.

[65] Otto 1890, 285f. (= Nr. 1307f.); Häußler 1968, 114. 196. P. Weizsäcker, RML III,2, s.v. Pylades, 3319. Schindler 1988, 197-201 (Augustus und Agrippa seien auf einem in Varna aufbewahrten Bronzekrater als Orestes und Pylades dargestellt. Demnach würde es sich etwa gleichzeitig ebenfalls um eine aktualisierende Umsetzung dieses Mythos handeln).

[66] Otto 1890 Nr. 1308

[67] Zumindest nach traditioneller Datierung, siehe aber den Neuansatz auf das Ende der 20er Jahre durch Koster 1990a, was für Vergil ähnliche Konsequenzen wie für Ovid nach sich ziehen würde.

[68] Koster 1988, 86f.: Verg. georg. 4,116f. und 147f. sind danach eine Reaktion des Dichters auf die erzwungene Tilgung.

[69] Die Vögel, die in den griechischen Grabgedichten als Klagevögel herbeigerufen werden, sind "grammatikalisch ohne Ausnahme Feminina" (Schmeißer 1979, 96). Ovids turtur paßt in auffälliger Weise nicht in diese Reihe.

[70] Schmidt 1985, 216f.

[71] Vgl. O. Wasser, RE 5,2 (1905) s.v. Elysion, 2470-2476. ThlL III, s.v. collis, 1631,40.

[72] Das Leben nach dem Tod muß auch bei Gallus selbst eine Rolle gespielt haben: Prop. 2,34,91f. (mit Rothstein 1898, z.St., Stroh 1983, 231f.), wo offenbar ein Vers des Gallus zitiert ist. Vgl. Parca 1986, 466f.

[73] Vgl. Skutsch 1986, 147-153. 164ff.

[74] Zu Platon und Ovid Schmitzer 1990, 158-162.

[75] Orpheus wird auch in ecl. 6,30 erwähnt, vgl. Schmidt 1972, 166,174 über Orpheus und Linus in der vierten Ekloge.

[76] Das Epitheton innocuus, das Ovid den Schwänen gibt, findet sich in der Bedeutung non nocens, deest culpa vel peccatum an dieser Stelle zum erstenmal für Tiere (ThlL VII,1, s.v. innocuus, 1709,60), ein Grund mehr, hier an versteckte Personen, an Linus und Orpheus und deren gewaltsames Ende zu denken.

[77] Prop. 3,3,31f., vgl. Wimmel 1960, 242.

[78] am. 2,1,21 und Stroh 1971, 115f. sowie Register s.v. mollis.

[79] Als Vertreter der Elegie in Rom zählten in der Antike nur Gallus, Properz, Tibull und Ovid (Quint. inst. 10,1,93), so daß lateinische Autoren hier ausscheiden.

[80] Luck 1961, 25-34, neuerdings auch Müller 1990, 27-38; Knox 1993, 61-83.

[81] Kall. frg. 1,9-12 Pf. (dazu Müller 1987, 87-97), vgl. Prop. 1,9,11. 3,1.

[82] Mythologisch-Ornithologisches bei Walla 1969; Bömer 1987, zu 15,391-407.

[83] Der Proseminararbeit von Frau stud. phil. Christine Ganslmayer (im Rahmen des Proseminars "Ovid, Amores" WS 1992/93) verdanke ich die Beobachtung, daß auch formal die Stellung des Phoenix in der Reihe der Vögel des Elysiums einzigartig ist, nämlich in der ersten Vershälfte (sonst stets in der zweiten Hälfte) vor der Caesur.

[84] Vgl. Quadlbauer 1968, 82-90; Bakker 1968, 35-39.

[85] z.B. am. 1,1,3f. Diom. gramm. I 503,21 (elegus hexametro subiungitur).

[86] Diese Übereinstimmung von Form und Inhalt in der Mikrostruktur des Gedichtes ist ein Analogon zu der Anordnung der Hymnen des Kallimachos, der ausgerechnet den im elegischen Versmaß abgefaßten Hymnos auf das Bad der Pallas an die fünfte von sechs Positionen seiner Sammlung stellt und schon durch dieses äußere Zeichen auf die pentametrische Gestalt und die poetologische Bedeutsamkeit dieses Hymnos hinweist: Müller 1987, 46f. 64.

[87] Zum Begriff allgemein Thome 1993, 41-51.

[88] Alle anderen Vögel des Elysiums sind traditionell in irgendeiner Weise in einer religiösen Sphäre angesiedelt, nicht aber der psittacus (wie Ganslmayer [Anm. 83] mit vollem Recht konstatiert), so daß sein Erscheinen in ihrem Kreis noch auffälliger wird.

[89] Vgl. Schmitzer 1994, 101f.

[90] Deferrari/Barry/McGuire 1939 s.v. pius (auch nicht in Verbindung mit avis).

[91] Crowther 1983, 1639f.

[92] A. Steier, RE 13,2 (1927) s.v. Luscinia, 1864f. Müller 1987, 38f. mit Anm. 126.

[93] Steier, 1859ff. (v.a. zum griechischen Bereich ab Homer).

[94] Vgl. Coleman 1977 z.St. Die Sage von Philomela und Tereus wird dort in 6,78-81 kurz nach der Dichterweihe des Gallus erwähnt. Nach Frenz 1967, 93-97 bezieht sich auch der Vergleich des über den Verlust seiner Gattin klagenden Orpheus mit einer Nachtigall (Verg. georg. 4,411-515) auf diesen Mythos. Es erscheint denkbar, daß diesen drei Stellen ein gemeinsames Vorbild bei Gallus zugrunde liegt.

[95] M. Schuster, RE Suppl. 8 (1956) s.v. Wachtel, 906-911. O. Keller, RE 7,1 (1912) s.v. Geier, 931-935. W. Richter, Kl. Pauly 2, s.v. Habicht, 899ff. H. Gossen, A. Steier, RE 11,2 (1922) s.v. Krähe, 1561.

[96] Puelma 1949, 362ff. Siehe auch Häußler 1976, 214-219. Vgl. schon Pindar O. 2,86-88, wo nach dem Zeugnis der Scholien Bakchylides und Simonides mit Raben verglichen werden (Snell 1965, 132).

[97] Timon bei Athen. I 22d über die polytimótatoi órnithes, die Bibliothekare von Alexandria, die sich mouséon en taláro aufhalten.

[98] Marg/Harder 1984 z.St.

[99] Verg. georg. 4,507: Die siebenmonatige Trauer des Orpheus bei Vergil "korrigiert" Ovid in den Metamorphosen (10,73f.) auf sieben Tage, wie auch offenbar schon an unserer Stelle in den Amores.

[100] Vgl. Prop. 1,5: Cynthia und Gallus, der gewöhnlich nicht mit Cornelius Gallus gleichgesetzt wird, dagegen aber jetzt Crowther 1983, 1638 u. 1647 und vor allem Cairns 1983, 84-96.

[101] Ross 1975, 58f. 70. Vgl. auch Prop. 2,10,8: bella canam, quando scripta puella mea est. - Grundsätzlich wichtig ist Feichtinger 1989, 143-182.

[102] Boucher 1966, 72 zum Titel der Elegiensammlung des Gallus: "Amores" oder "Lycoris"? Veyne 1983, 11. McKeown 1987, 106. Vgl. Koster 1985, 16 mit Anm. 30 über am. 3,9,55ff., wo Delia und Nemesis auch die beiden Elegienbücher Tibulls repräsentieren. - Vgl. Prop. 2,24,2 et tua sit toto Cynthia lecta foro mit Feichtinger 1989, 160f.

[103] McKeown 1987, 19-24.

[104] McKeown 1987, 21ff. Vgl. Ross 1975, 69 über das wohl von Gallus in die lateinische Literatur eingeführte Wortspiel cura - KO/RA (Zustimmung bei Parca 1986, 468f.): Corinna ist also nicht nur die KO/RH, sondern auch die cura Ovids und damit die elegische Geliebte schlechthin.

[105] Vgl. Tityrus als Sammelbegriff für Vergils Bukolik (am. 1,15,25; Verg. georg. 4,566). - Die Interpretation von Luck 1961, 173-185, der in am. 3,12 Corinna nicht als reale Person, sondern als den Titel der Erstauflage der Amores deutet, hat sich nicht durchgesetzt (vgl. Stroh 1971, 157,65) und ist in dieser Ausschließlichkeit auch wohl nicht zu halten, doch unter Berücksichtigung des Spieles mit mehreren Ebenen des Textes kann Corinna dort genauso eine Doppelfunktion - als puella und als Werk der Literatur - erfüllen wie in am. 2,6 (siehe auch Hoffmann 1976,169f).

[106] Koster 1985, 21ff.

[107] Ein Hinweis auf eine solche Auffassung ist wohl auch bei Mart. 12,44,5f. (posset .../te post Nasonem blanda Corinna sequi) anzutreffen.

[108] ignavus ist, wie am. 1,15,1 (ignavos annos) und 2,18,13 (ignava Veneris in umbra) beweisen, offenbar ein literarkritischer Terminus für die unkriegerische Elegie.

[109] Vgl. Schmidt 1985, 223.

[110] Lyne 1980, 265; ähnlich zuletzt auch Booth 1991, 44f.: "an excellent joke" (die Erläuterungen dieses Kommentars kommen kaum über das Niveau von Brandt 1911 hinaus).

[111] Koster 1985, 22.

[112] Die Identifizierung mit dem psittacus bedeutet - anders als im Persius-Prolog - für Gallus keine Abwertung, da der Vogel auch auf der proprie-Ebene durchaus positiv charakterisiert ist.

[113] Galinsky 1975, 4f. sieht das referre aliter idem (ars 2,128) als Grundprinzip auch der Metamorphosen an, dieses von kallimacheisch-hellenistischem Geist durchdrungenen carmen perpetuum und deductum. Vgl. Veyne 1983, 12.

[114] Reiff 1959, bes. 15-22. Thill 1979, 501 und passim; Zintzen 1986, 19-22; Puelma 1982, 221-246; 285-304.

[115] Vgl. Reiff 1959, 118.

[116] Vgl. Boucher 1966, 71f.; Anderson/Parsons/Nisbet 1979, 148f.

[117] Myers 1990, 369,8, die den psittacus ja mit Ovid gleichsetzen möchte, erkennt zwar in garrulus einen stilkritischen Terminus, muß ihn aber abschwächen als gleichbedeutend mit loquax (37: ist ein Adjektiv auf -ax aber positiv?) oder als Selbstironie Ovids. Nicht folgen kann ich Myers auch bei ihrer Bewertung von longa tuba (6) als Bezeichnung für ein unkallimacheisches Gedicht (371) sowie bei dem Versuch, edax vultur [330 mit Livor edax (am. 1,15,1)] zu parallelisieren.

[118] Vgl. Reiff 1959, 73.

[119] Vgl. Parca 1986, 474 über Lygdamus und Gallus.

[120] Analog zu Opposition gegen die augusteischen Sittengesetze Stroh 1979, 323-352.

[121] Wie z.B. in Hor. carm. 3,30 und Ov. met. 15,870ff. (mit Bömer 1987, z.St.).

[122] Kraus 1982, 70. McKeown 1987, 74.

[123] Koster 1985, 17.

[124] Hierzu prinzipiell Ahl 1984, 174-208.

[125] Insofern trifft die neue, materialreiche Untersuchung von White 1993 nicht das Wesentliche. Denn es geht nicht nur um die Frage, ob Augustus offen Druck auf die Dichter ausgeübt hat, sondern auch um die versteckten Mechanismen, die solch gleichermaßen versteckte Reaktionen herausforderten.


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Last technical revision April, 29, 1996.

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