KIRKE Antike-Lexikon für Schule und Studium: H Telemachos
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Heirat

Die → Eheschließung war in der römischen Antike gewöhnlich mit ei­ner Hochzeitsfeier verbunden. Dabei galt die Heirat ebenso wie in Griechenland als ein heiliger Akt (sacrum), der umgeben war von kultischen Handlungen und reli­giösen Bräuchen. Die feierlichste Form der Heirat war die confarreatio (→ Ehe). Allgemein gehörte zur Heirat die sorgfäl­tige Auswahl des Hochzeitstermins. Be­vorzugt wurde die zweite Hälfte des Juni, da er als besonders glückbringend galt. Die Hochzeitsfeierlichkeiten begannen am Abend vor der Heirat. Die Braut weihte ihr Spielzeug den Göttern, legte die toga praetexta ab und zog die weiße tunica recta oder regilla an, die sie auch am nächsten Tag bei der Heirat trug. Sie trug einen Gürtel aus Schafswolle, ge­bunden entsprechend dem Herkuleskno­ten. Ihr zu sechs Flechten geteiltes Haupt­haar war zusammengehalten durch wol­lene Binden, geschmückt mit einem Kranz von selbstgepflückten Blumen und bedeckt mit einem gelbroten Schleier (flammeum). Ob der Bräutigam zur Hei­rat besonders gekleidet war, wissen wir nicht. In spätrömischer Zeit trug er einen Kranz. Nach griechischer Sitte waren auch die Gäste bekränzt. Mit Blumen und Bändern geschmückt waren die Häuser der Braut und des Bräutigams. Nach der Befragung der Auspizien (→ auspicia) im Hause der Braut, wurde vor Zeugen der Ehevertrag (tabulae nuptiales) geschlos­sen. Anschließend erklärten die Braut­leute ihren Ehekonsens (ubi tu Gaius, ego ibi Gaia, Cicero, pro Murena 12, 27), wo­bei die Brautführerin (pronuba) die rech­ten Hände der Brautleute nahm und fei­erlich ineinander legte (dextrarum iunc­tio). War die Heirat besonders feierlich, wurde an dieser Stelle das Heiratsopfer dargebracht (confarreatio, → Ehe­schlie­ßung). Nach dem Hoch­zeitsmahl begann – bei Einbruch der Dunkelheit – die Heim­führung der Braut (domum deduc­tio) in das Haus des Bräuti­gams, und zwar in einer Prozession mit Fackelschein, Musik und Tanz. Von den Brautführern wurde sie über die Schwelle getragen. Dort empfing sie der Bräuti­gam, führte sie in die neue Familie und in den Fami­lienkult ein. Sie sprachen ein kurzes Ge­bet zu den Göttern des neuen Hauses und gingen ins Atrium, wo das Ehebett (lectus genialis) aufgeschlagen war. Jetzt zogen sich die Gäste zurück. Am nächsten Morgen opferte die junge Frau den Laren und Penaten. Ein Mahl (repotia) mit den Verwandten folgte. So­fern die Zeremonien nicht im Wider­spruch zum Glauben standen (Idolola­trie) und sittlich nicht anstößig waren, orientierten sich die Christen bei ihrer Heirat an den bestehenden Volksbräu­chen. In der Kirche von → Alexandrien war bereits am Ende des 4. Jh. die mit ei­ner Eucharistiefeier verbundene Trauung durch den Priester üblich.
mg
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