KIRKE Antike-Lexikon für Schule und Studium: C Telemachos
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Gaius Iulius Caesar wurde 100 v. Chr. in Rom geboren; seine Mutter Aurelia übernahm selbst die Erziehung, eine seltene Ausnahme, da doch dies gern Angestellten oder Sklaven überlassen wurde. Cäsar genoss die übliche Ausbildung und vervollkommnete seine rhetorischen Fähigkeiten in Griechenland, genauer auf der Insel Rhodos bei dem weithin bekannten Redelehrer Molon. Das intensive Studium der Rhetorik hat dem späteren Alleinherrscher bei vielen Gelegenheiten geholfen. Cäsar hat es stets verstanden, auf sich aufmerksam zu machen, vor allem in den von ihm bekleideten Ämtern (magistratus). Schon in jungen Jahren wurde er › Pontifex (73 v. Chr.), 69 / 68 Quästor, danach kurulischer dil; in dieser Funktion veranstaltete er die allseits gerühmten Spiele 'panem et circenses', die in die Geschichte eingegangen sind. Er wurde 62 v. Chr. Prätor, 59 gemeinsam mit Marcus Calpurnius Bibulus Konsul. Zu diesem Zeitpunkt wurde klar, dass er auf eine enge Zusammenarbeit mit der Nobilität verzichtete und sich stattdessen auf die Seite der Popularen (Populares) schlug; er benutzte Proskribierte (Proskription), Gescheiterte und politisch fragwürdige Gestalten wie Catilina, um seine Interessen zu wahren, ohne die Öffentlichkeit darüber aufzuklären. Sein Aufenthalt als Proprätor (hoher Verwaltungsbeamter in einer Provinz) in Hispania ulterior im Jahre 61 / 60 bot ihm die Gelegenheit, seine finanzielle Lage zu verbessern. Als Pontifex maximus (seit 63) verfügte er über zahlreiche Kontrollfunktionen, die er geschickt zu nutzen wusste. Das Instrument des so genannten Triumvirats, gemeinsam mit Crassus und Pompeius (60 v. Chr.), ermöglichte ihm die Durchsetzung wichtiger Gesetzesvorhaben und die Übertragung des Kommandos in Gallien, wo er sich 59 – 50 aufhalten und seinen militärischen Ruhm begründen sollte. Seine Heiratspolitik verknüpfte er geschickt mit seinen gesamtstaatlichen Interessen; die Heirat mit Julia, der Tochter von Pompejus, 59 begleitete die zeitweilig enge Kooperation der beiden Konkurrenten. In den Jahren 48 – 47 hielt er sich in Ägypten auf und unterstützte Cleopatra, mit der er einen Sohn hatte (Cäsarion) gegen ihren Bruder Ptolemaius. In Kleinasien schlug er Pharnakes von Pontus; bei dieser Gelegenheit soll er seinen berühmten Ausspruch veni, vidi, vici (Ich kam, sah und siegte) getan haben. Dass Cäsar seine Entscheidungen häufig willkürlich gegen die römische Verfassung traf, zeigte sich unter anderem am erbitterten Widerstand der Senatsaristokratie. Besonders deutlich wird dies z. B. beim Umgang mit seinem Amtskollegen Marcus Calpurnius Bibulus, der praktisch von jeglichem politischen Einfluss abgeschnitten wurde. Caesar hatte zwar zahlreiche Feinde, doch sein Machtinstinkt ließ ihn viele Beziehungen aufbauen, auf die er sich immer wieder verlassen konnte. Einen einschneidenden Vorgang stellte Caesars Übergang über den Rubikon dar, weil damit der Beginn des Bürgerkriegs ausgelöst wurde. Neben seinen militärischen Erfolgen gegen Pompejus und dessen Anhänger baute er systematisch seinen politischen Entscheidungsbereich aus, z. B. durch die Übernahme von Diktatur und Konsulat. Dass ein Mann wie Cato (Cato Uticensis) den Freitod wählte, da er die herrschende politische Lage nicht mehr ertragen konnte, zeigt, wie weit Cäsar gegangen war. Seit seinem Sieg bei Munda im Jahr 45 konnte er als Alleinherrscher gelten. Vollends überspannte er aber den Bogen, als er ganz offensichtlich nach der Königswürde (rex) griff. Zahlreiche Verschworene, darunter engste ehemalige Freunde (Brutus, Cassius), verhinderten durch Cäsars Ermordung an den Iden des März 44 v. Chr. eine weitere Eskalation. Dieser Vorgang wurde in späteren Epochen je unterschiedlich aufgefasst: es wechseln Bewunderung und Ablehnung. Cäsar hat durch sein Wirken ganz massiv und nachhaltig in die Geschichte des römischen Reiches eingegriffen: einmal natürlich durch seine militärischen und politischen Entscheidungen, sodann aber auch auf verschiedenen anderen Gebieten; er ist als Schriftsteller hervorgetreten, der wie kaum ein anderer vor ihm und nach ihm seine eigenen Taten rhetorisch so geschickt dargestellt hat, dass jeder Leser zunächst von der Lektüre fasziniert sein musste. Daneben fand Cäsar aber auch noch Zeit, den Kalender zu reformieren und in das Leben der Provinzbewohner einzugreifen sowie wirtschaftliche Entscheidungen mit weit reichenden Folgen zu treffen; auch das römische Recht wollte er kodifizieren lassen (Codex Iustinianus). Schließlich hat Cäsar auf die lateinische Sprache eingewirkt, vor allem durch seine stilistische Brillanz. Cäsar war ein allseits anerkannter Redner (Cicero, Brutus 252). Neben seiner berühmtesten Schrift: Bellum Gallicum hat er ein Buch über den Bürgerkrieg (Bellum civile) verfasst sowie zahlreiche Briefe, von denen einige im Briefkorpus Ciceros enthalten sind. Weitere Schriften sind entweder nicht überliefert worden und können hier nur genannt werden (De Analogia, Anticatones). Das Bellum Gallicum beschreibt in 8 Büchern die Ereignisse der Jahre 58 – 50 v. Chr. Bekannt sind vor allem die Kämpfe gegen die Helvetier (I 2 – 29) und gegen Ariovist (I 30 – 54), die Beschreibung des ersten Rheinüberganges (IV 16 –19), die erste Überfahrt nach Britannien (IV 20 – 36), die im Jahr 53 (Buch VI) erfolgreichen Kämpfe gegen die Nervier, Senonen, Carnuten und Menapier, gegen die Treverer (Augusta Treverorum) unter seinem Legat Labienus, die Darstellung des zweiten Rheinübergangs (VI 21– 24), die Beschreibung des Freiheitskampfes der Gallier unter dem Arverner Vercingetorix bis zur Übergabe Alesias. Das letzte und achte Buch hat Cäsars Offizier Hirtius verfasst, in dem die endgültige Befriedung Galliens im Vordergrund steht. Die Rezeption Cäsar stellt insofern einen Sonderfall dar, als weniger sein Werk als vielmehr seine Person im Zentrum des Interesses stand und steht. Jedenfalls gab es in der Antike nur wenige Leser, die seine Werke genau kannten. Erst seit der Zeit der italienischen Renaissance fanden Autoren wie Dante und Petrarca intensiven Zugang zu Cäsars Werken. Autoren wie Macchiavelli, Montaigne und Shakespeare schätzten den römischen Feldherrn und Staatsmann, während andere ihn ablehnten, wie etwa Melanchthon. Grundsätzlich spiegelt sich in der Zeitgeschichte der jeweiligen Epoche die Ansicht über Cäsars Wirken wider; entweder wurde er mit großer Sympathie betrachtet und damit der Mord als moralisch verwerflich und ungerechtfertigt angesehen, oder Cäsar galt als Tyrann. In der Schule wird Cäsar erst ab dem Beginn des 19. Jh. gelesen, weil er „leicht“ zu lesen sei, da sein Satzbau überschaubar sei und er sich eines kleinstmöglichen Wortschatzes bediene. Seit 1830 hat vor allem Cäsars Bellum Gallicum einen festen Platz in der Schule, ja sogar die Lehrbücher orientieren sich an dieser Schrift.

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