KIRKE Antike-Lexikon für Schule und Studium: U Telemachos
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Ulpianus

Ulpianus

(* 160–170 n. Chr. † zwischen 223 und 230 n. Chr.), Römischer Jurist, hoher Staatsbeamter der Severerzeit.
Vita: Nach den Angaben aus seinen eigenen Werken, die in den Digesten aufgegangen sind, aus Tyros (Dig. 50, 15, 1 pr). Genaues Geburtsdatum unklar. Unter den ersten Severern assessor Papinians und damit zumindest eingebunden in die Entwicklung der constitutio Antoniniana. Möglicherweise unter Elagabal in Ungnade gefallen, unter dem letzten Severer der höchste Beamte im Reich, „Stellvertreter des Kaisers“ (Vgl. Cass. Dio 80, 1, 1. HA Alex. Sev. 15, 6. 27, 2. 31, 2f): 222 n. Chr. magister scrinii (H.A. Alex. Sev. 15, 6; 26, 4), praefectus annonae (Cod. Just. 8, 37, 4), praefectus praetorio (Cod. Just. 4, 65, 4) und Mitglied des kaiserlichen consiliums (H.A. Alex. Sev. 26, 6; 68, 1). Nach 223 und wahrscheinlich vor 230 n. Chr., nach jüngeren Forschungen vielleicht 228 n. Chr. von den Praetorianern ermordet (dazu Cass. Dio 80, 2, 2ff).
Werke: Staatsrecht: 82 Bücher ad edictum praetoris, 2 Bücher de aedile curiali, 3 Bücher de officio consulis, 10 Bücher de officio proconsulis, 1 Buch de officio quaestoris und de censibus, 4 Bücher de appelationibus, Privatrecht: 51 Bücher ad Sabinum, Abhandlungen zu de lege Julia et Papia, de lege Julia de adulteriis, de sponsalibus, Lehrschriften: 3 Bücher institutiones, 2 Bücher responsa, 10 Bücher disputationes, 6 Bücher opiniones, 7 Bücher regulae, 1 Buch singularis regularum. Detaillierte Kenntnis der (spät)republikanischen wie frühkaiserzeitlichen Gesetzgebung, wenn auch auf Sekundärquellen fußend (dazu u. a. Dig. 9, 2, 1: lex Aquilia. Dig. 11, 4, 1, 2: lex Fabia. Dig. 1, 13, 1, 2. Dig. 12, 6, 2: lex Falcida. Dig. 18, 2, 13). Wie die Jurisprudenz an sich (vgl. Quint. Inst. 5, 14, 13; Tac. ann. 14, 43, 1f; Papinian Dig. 1, 2, 2, 46) auch U´s Arbeiten durch einen besonders nüchternen Stil gekennzeichnet, geprägt durch rigide Einteilungen, mit einer ratio edicti vorweg (z. B.: Dig. 1, 1, 1. Dig. 1, 9, 7. Dig. 1, 13, 1, 1. Dig. 1, 18, 13. Dig. 1, 21, 2. Dig. 2, 1, 3. Dig. 2, 14, 7. Dig. 4, 8, 31), kennzeichnend auch etymologische Erläuterungen (Dig. 1, 1, 1: ius und iustitia. Dig. 1, 1, 4: manumissio und manus mittere. Dig. 1, 13, 1, 1: quaestura und quaerere. Dig. 2, 14, 1, 1f: pactum/pactio und pax). Diese auch als Hinweis darauf gedeutet, dass U. mit seinen Werken die griechisch sprechende Bevölkerung des östlichen Reichsteiles als Adressatenkreis im Auge hatte (dazu auch seine Erläuterung des pater familias für die „römischen Bürgern“ = genuin nichtrömische Bevölkerung (Dig. 1, 6, 4)).

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