KIRKE Antike-Lexikon für Schule und Studium: Z Telemachos
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"Was nämlich ist die Zeit“, fragt → Augustinus in seinen „Bekenntnissen“ (Confessiones, XI, 14, 17) und stellt sodann komplex-komplizierte Reflexionen über die Zeit an, die in der gesamten Antike ihres Gleichen suchen und bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Denn das, was Zeit ihrem Wesen und ihrer Bedeutung nach ist, ist nach wie vor höchst fragwürdig (vgl. M. Heidegger, Sein und Zeit, 427 ff). Vor Augustinus hatte sich schon → Aristoteles ausdrücklich mit der Zeit beschäftigt. Zeit ist ihm „das Maß der Bewegung hinsichtlich früher oder später“ (Physik D 11, 219 b1– 2). Aristoteles blickte auf die Veränderung an Körpern. Das Maß dieser Veränderung war ihm die Zeit. Wie das aber sein kann, blieb offen. Doch gerade diese Frage interessierte → Augustinus. Um sie zu beantworten, glaubte er nicht nach außen, auf die äußeren Phänomene und Naturprozesses blicken zu müssen, sondern auf das Innere des Geistes. Augustinus entdeckte den subjektiven Charakter der Zeit. Denn, so seine Argumentation, vom Sein der Zeit zu sprechen, ist etwas anderes als vom Sein physischer Tatbestände zu reden. Die Zeit der Vergangenheit ist nicht mehr, es sei denn als Erinnerung in unserer Geist-Seele. Die Zeit der Zukunft ist noch nicht, es sei denn als Erwartung in unserer Geist-Seele. Die Zeit der Gegenwart ist ebenfalls nicht. Sie zerfällt in Augenblicken. Das, was gerade noch zukünftig war, wird hinübergeworfen (traicitur) ins Vergangene. Die Gegenwart ist nur als Vergegenwärtigung in unserer Geist-Seele. Unsere Geist-Seele selbst aber ist geeint in Gottes Ewigkeit. → Plotins Versuch, Zeit im Blick auf Ewigkeit zu denken, wird aufgegriffen. Zeit legt Ewigkeit auseinander und bildet sie ab, sofern die Zeit deren Einheit vervielfältigt (Enneaden 3, 7, 1). Nur Gott gibt uns Halt. Er erfasst im „nunc stans“ seiner Ewigkeit alles Vergangene und Zukünftige als Gegenwart. Im Mittelalter wurde zudem deutlich zwischen Zeit als tempus und Zeit als aevum unterschieden. Tempus bedeutet die Art der Dauer körperlicher, aevum die Art der Dauer geistiger Geschöpfe. I. Kant sieht in Z. eine apriorische Form der Anschauung, die eine geordnete Erfahrung erst möglich macht. Sie hat „empirische Realität“ und „transzendentale Idealität“. Innerhalb der Relativitätstheorie geht es nicht so sehr um Zeit im philosophischen Sinn, sondern um die Relativität der Zeitmessung.

mg
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