KIRKE Antike-Lexikon für Schule und Studium: S Telemachos
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Die Gesellschaften der Antike waren dichotomisch aufgebaut, d.h., die soziale Verortung des einzelnen Menschen hing neben seiner Zugehörigkeit zu ‚Ständen’ im Wesentlichen von seinem Geschlecht, seinem Alter, in weiten Phasen der griechischen und römischen Geschichte von seiner Teilhabe am Bürgerrecht (Bürger – Nichtbürger) und ganz besonders seinem Rechtsstatus (frei-unfrei: liber - servus) ab. Der Unfreie gehörte als Person einem Freien. Seit der römischen Kaiserzeit zeigte sich jedoch auch vermehrt das Phänomen, dass einzelne Sklaven aufgrund ihrer Nähe zum Kaiser und ihrer wichtigen Spezialistentätigkeiten, z.B. am Hofe und in mächtigen Häusern der Adeligen, mehr Einfluss und Reichtum erwerben konnten als freie Bürger.

Versklavung ergab sich als Folge aus Kriegen (auch Piraterie), in denen die unterworfene Bevölkerung, besonders Frauen und Kinder, aber auch Männer, vom Sieger gefangen genommen wurde und auf Sklavenmärkten veräußert wurde. In der frühen griechischen und römischen Geschichte hatte es auch Schuldknechtschaft, also Versklavung infolge von Schulden, gegeben, die jedoch abgeschafft wurde. Bis in die Spätantike erhielt sich allerdings die Versklavung als Strafe für kapitale Delikte (z.B. die Verurteilung ad minas = zur Arbeit in den Minen). Daneben rekrutierte sich der Sklavenstand aus dem Nachwuchs der Sklaven und Sklavinnen (so genannte vernae = hausgeborene Sklaven). Der römischen Rechtsvorstellung nach gehörten Sklaven zu den beweglichen Besitztümern im Gegensatz zu den immobilia, wie Haus und Land. Daraus ergab sich, dass beispielhalber ein von Dritten verursachter Unfall, als dessen Folge ein Sklave schwere Verletzungen, auch mit Todesfolgen, davon trug, als eine gegen den Eigentümer des Sklaven ausgeführte Sachbeschädigung galt. Sklaven durften nicht heiraten, aber eheähnliche Beziehungen mit Erlaubnis der Herrschaft eingehen (contubernium); ebenfalls mit Erlaubnis des Herrn konnte der einzelne Sklave über Sondergut (peculium) verfügen, das sich aus eigenen Gewinnen seiner Berufstätigkeit oder Trinkgeldern speiste und von etlichen Sklaven zum Erwerb der Freiheit genutzt wurde. Ab dem 30. Lebensjahr (mit Sondererlaubnis früher) konnte ein Sklave sich freikaufen oder von der Herrschaft freigelassenen werden und wurde damit zum Freigelassenen (libertus), dessen Kindern dann das uneingeschränkte römische Bürgerrecht zustand. Gerade reiche Freigelassene hatten aber in der gehobenen Gesellschaft mit Neid und Diskriminierung zu kämpfen.

Wie sich das Leben des einzelnen Sklaven gestaltete, hing von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen war sein Einsatzort maßgeblich für seine Situation. Sklaven, die auf den Landgütern und im Bergbau eingesetzt wurden, hatten ein härteres Leben und weniger Möglichkeiten sich den Ausstieg aus der Sklaverei zu erarbeiten als die Sklaven der Stadthaushalte. Ein weiterer Unterschied lag in der Spezialisierung der Sklaven begründet – je intensiver sie geschult waren (z.B. Architektur, Buchhaltung, Verwaltung, Medizin) und geschäftliche Stellvertretungsaufgaben für die Herrschaft ausfüllten, desto größer konnte ihr Handlungsspielraum und die Aussicht auf einen befreiten Lebensabend sein. Auch spielte ihre Nähe zum Herrn und der Herrin und ihre Position innerhalb der Sklavenhierarchie eine wichtige Rolle, so hatten Sklaven, die als Sekretäre, Erzieher, persönliche Bedienstete und Hausverwalter etc. tätig waren, oft großen Einblick in die Hauswesen und konnten Einfluss auf ihre Herrschaft nehmen. Obwohl es Zeugnisse für eine humane Behandlung gibt, soll nicht verschwiegen werden, dass es häufig genug zu Übergriffen gewaltsamer, auch sexueller Natur, zur Ausbeutung auch schon von Kindesbeinen an (ab sechs Jahren galten Sklavenkinder als einsatzfähig für Arbeiten) kam, weswegen manche Sklaven in Tempeln Schutz suchten oder ihre Unfreiheit durch Flucht abstreifen wollten (z.B. Onesimus im Brief des Apostels Paulus an Philemon im Neuen Testament). An Äußerungen über Sklaven sind uns fast nur Aussagen der Sklavenbesitzer erhalten und auch die Grabinschriften ehemaliger Sklaven, die den Aufstieg als liberti schafften und auf ein erfolgreiches Leben zurückblickten, sind eher systemstabilisierend, als dass sie eine kritische Gegenperspektive aus der Warte der Sklaven darstellten. Um einen Eindruck von der Gefühlswelt versklavter Menschen zu erhalten sind wir auf modernes Vergleichmaterial anderer Sklavenhalterkulturen der Neuzeit (Sklaverei der USA; aber auch heutige Menschenrechtsverletzungen) angewiesen, da sich dort Sklavenstimmen erhalten haben.

awi
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