KIRKE Antike-Lexikon für Schule und Studium: B Telemachos
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Byzanz, Konstantinopel, Istanbul

Byzanz, Konstaninopel, Istanbul
Byzantion, um 658 v. Chr. als griechische Kolonie am Bosporus gegründet, kam dank des Schwarzmeerhandels rasch zu Wohlstand, wurde aber auch häufig Opfer von Eroberung und Zerstörung, so etwa 196 n. Chr. durch Septimius Severus. Als das Imperium Romanum wegen seiner Größe kaum noch zentral von Rom aus zu beherrschen war und die Grenzen des Reiches nicht mehr erfolgreich gegen die anbrandenden Völker koordiniert zu verteidigen waren (Völkerwanderung), wurde unter Diocletianus das Reichsregiment in einen west- und einen oströmischen Teil gegliedert (Tetrarchie). Konstantin I., d. Gr. (Constantinus), erhob Byzanz im Jahre 330 unter dem Namen Konstantinopel zur Hauptstadt des oströmischen Reiches, das schließlich mit der endgültigen Reichsteilung durch Theodosius im Jahre 395 als Byzantinisches Reich Eigenexistenz gewann. Dieses Ostreich umspannte in seinen Anfängen den Balkan bis zur Donau, Kleinasien, Syrien, gypten und Libyen. Als das weströmische Reich 476 zusammenbrach, versuchte Iustinianus I. den gesamten Mittelmeerraum zu erobern. Doch unter seinen Nachfolgern gingen diese Eroberungen größtenteils wieder verloren. So fiel – bis auf das später so genannte Exarchat Ravenna – Italien 568 den Langobarden zu. In den dreieinhalb Jahrhunderten, die zwischen der Auflösung des weströmischen Reiches und der Etablierung der fränkischen Großmacht unter Karl d. Gr. liegen, wehrte Byzanz Perser, Araber und Bulgaren ab. Sein hochentwickeltes Staatswesen bot den Erben Westroms eine Art „Schutzmauer“, hinter der sie sich aus dem Zustand amorpher Partikularität herausdifferenzieren und zu einem zukunftsfähigen und geschichtsmächtigen Gebilde formieren konnten. Als aber am Weihnachtstage 800 Karl der Gr. durch den Papst in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, sah sich das Byzantinische Kaisertum in seinem Selbstverständnis, einzig legitimer Erbe des antiken Imperium Romanum zu sein, herausgefordert und provoziert. Dennoch erkannte Michael I. im Jahre 812 den westlichen Kaisertitel an und schuf damit die Grundlage des künftigen Verhältnisses beider Reiche zueinander. Bei der Christianisierung Osteuropas, besonders der slawischen Völker, spielte Byzanz Jahrhunderte lang eine prägende Rolle (Kyrillos und Methodios). Als Byzanz im Kampf gegen die Seldschuken die Westmächte zu Hilfe rief, wurden die Kreuzzüge initiiert. Doch dadurch entstanden nur neue Konflikte mit dem Westen. Schließlich waren es die Kreuzfahrer, die auf dem Weg ins Heilige Land (4. Kreuzzug) 1204 K. eroberten und das Byzantinische Reich nachhaltig schwächten. Nachdem es Sultan Muhammad II. am 29. Mai 1453 gelungen war, die Fahne des Propheten auf dem einst mächtigsten Gotteshaus der Christenheit, der Hagia Sophia, aufzupflanzen, wurde Konstantinopel Hauptstadt des Osmanischen Reiches. Im 19. Jh. zum Streitobjekt zwischen den europäischen Großmächten geworden und nach dem Ersten Weltkrieg von den Alliierten besetzt, verlor Konstantinopel seine Hauptstadtrolle 1923 an Ankara. Ab 1931 Istanbul genannt, ist die Metropole mit ihren rund 13 Mill. Einwohnern nicht nur die größte Stadt, sondern auch das Wirtschafts- und Kulturzentrum der heutigen Türkei.

mg
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