Die Neuen Kammern

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Wie klangen Ovids Metamorphosen?

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Marita Müller


Die Neuen Kammern: Einführung


Ein außergewöhnliches Beispiel der künstlerischen Rezeption von Werken Ovids sind die Metamorphosen-Reliefs in der Ovid-Gale
rie in den Neuen Kammern. Die Neuen Kammern sind das kleine Fest- und Gästeschloss von Friedrich II. (regierte 1740-1786) im Park von Potsdam-Sanssouci. Sie entstanden 1771-1774/5 durch den von Georg Christian Unger (1743-1799) geleiteten Umbau des 1747 durch Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) errichteten Orangeriehauses südwestlich des Schlosses Sanssouci.


Neue Kammern: Ansicht von Süden

Die Neuen Kammern (Ansicht von Süden; dahinter: Historische Mühle)

(Foto © Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg)


Die Ovid-Galerie, eine der berühmtesten Galerien des friderizianischen Rokoko, gehört neben der Blauen Galerie, dem Buffet-Saal und dem Jaspis-Saal
zu den Festsälen, die 1773-1774 ausgestaltet wurden. Ebenso wie die Konzertsäle in den Schlössern Rheinsberg, Sanssouci oder dem Neuen Palais (im Park Sanssouci) wurde die Ovid-Galerie mit Darstellungen aus den Metamorphosen des römischen Dichters Ovid (43 v.Chr. – ca. 17 n.Chr.) geschmückt. Sie waren eine der Lieblingslektüren des preußischen Königs.


Neue Kammern: Grundriss

Grundriss der Neuen Kammern

(Quelle: Die Neuen Kammern im Park Sanssouci, hrsg. von der Generaldirektion der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, Potsdam-Sanssouci 1987, S. 16)


Die vergoldeten, fast lebensgroßen Stuckreliefs der Ovid-Galerie wurden nach dem Entwurf von Johann Christian Hoppenhaupt (1719-1778/86) von den Bayreuther Bildhauer-Brüdern Johann David Räntz (1729-1783) und Johann Lorenz Wilhelm Räntz (1733-1776) ausgeführt. Sie zeigen an der südlichen Gartenseite, an der nördlichen Spiegelwand und an den Schmalseiten vierzehn unterschiedliche Geschichten. Die Liebesgeschichten Jupiters und Apolls beherrschen in freizügiger Darstellung die Galerie. In figürlicher oder thematischer Symmetrie dazu stehen die erotischen Abenteuer von Neptun, Bacchus und Venus, zu denen Szenen wie die „Befreiung Andromedas“ und die „Verführung Pomonas“ kommen, bei denen das erzählende Moment überwiegt.

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Ovid-Galerie: Grundriss mit Metamorphosen-Motiven

Ovid-Galerie: Grundriss mit Metamorphosen-Motiven

 (Zeichnung © Nina Mindt / Mutatas dicere formas: Ovid-Projekt Berlin/Potsdam)


Die Metamorphosen werden in jeweils unterschiedlichen Phasen gezeigt. So verwandeln sich auf den Reliefs der Spiegelwand zumeist die Geliebten der Göttinnen und Götter in eine florale oder astrale Gestalt. Eifersucht, Zurückweisung, aber auch die glückliche Liebe der Götter mit Sterblichen sind Motive dieser Metamorphosen, so bei Apoll und Clytie, Apoll und Hyazinth, Bacchus und Ariadne, die zum Weiterleben der Geliebten in einer verwandelten, meist floralen Gestalt führen. Auf der Gartenseite sind es hingegen die Götter, die sich – zumeist in Tiere – verwandeln. Diese Metamorphosen sind Mittel zur Verführung und verhelfen dem erotischen Verlangen der Götter zur Befriedigung.


Ovid-Galerie: Innenaufnahme

Ovid-Galerie (Blick nach Osten)

(Foto © Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg)


Die Metamorphosen-Reliefs der Ovid-Galerie reihen sich somit in ihrer thematischen Auswahl in den für die künstlerische Ausgestaltung einer herrschaftlichen Sommerresidenz des 18. Jahrhunderts typischen idyllischen und bukolischen Themenkreis mit göttlichen Liebesgeschichten ein. Diese Thematik des höfischen Arkadien dominierte die Konzertsäle Friedrichs des Großen. Aufgrund ihrer formalen und stilistischen Gestaltung stellen die Reliefs zugleich den Höhepunkt der Ovid-Rezeption unter Friedrich II. und im Kontext ihrer Aussagekraft das wohl repräsentativste Beispiel der unter diesem Monarchen noch präsenten absolutistischen Apoll- und Jupiterikonographie dar.
 

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Copyright © 2004, Mutatas dicere formas: Ovid-Projekt Berlin/Potsdam

Zuletzt aktualisiert: 12.11.2004