Doch die Mäonerin malt Europa, berückt von des Stieres
Trugbild. Wirklich erschien der Stier und wirklich die Meerflut.
Nach dem verlassenen Land – so wähnte man – blickte die Jungfrau,
Und man sah, wie sie rief die Gefährtinnen und die Berührung
Scheute der hüpfenden Flut und die furchtsamen Sohlen zurückzog.
Auch Asterië malt sie, gefaßt von dem ringenden Adler;
Leda bildet sie auch, wie der Schwan sie deckt mit den Flügeln;
Dann, wie Jupiter, sich in der Hülle des Satyrs versteckend,
Füllte mit doppelter Frucht die reizende Tochter des Nykteus;
Wie er Amphitryon war, da er dir, Tiryntherin, nahte;
Wie er Danaë täuschte als Gold, als Feuer Aegina,
Deos Tochter als bunte Schlang, als Hirt Mnemosyne.
Dich auch zeigt sie, Neptunus, gesellt zur äolischen Jungfrau,
Die als grimmiger Stier du gewannst. In Gestalt des Enipeus
Zeugst du Aloeus’ Geschlecht, bist Widder der Bisaltide.
Sie auch, golden an Haar, der Frucht allgütige Mutter,
Fühlt dich als Roß; dich fühlt als Vogel die schlangenbehaarte
Mutter des fliegenden Pferds; als Delphin auch fühlt dich Melantho.
Allen verleiht sie treue Gestalt und bildet die Gegend
Ebenso treu. Da steht auch Phoebus im bäurischen Kleide,
Hier mit der Hülle vom Leu, dort mit dem Gefieder des Habichts,
Wie er berückt als Hirt die Tochter des Makareus, Isse;
Wie, als Traube verstellt, Erigone Liber betrogen;
Wie Saturnus gezeugt als Roß den zwiefachen Chiron.
Wo an dem äußersten Rand sich schmal ein Streifen herumzieht,
Webt noch Blumen sie ein, durchflochten mit Efeuranken.
aus: Ovid; Werke in zwei Bänden, in der
Bearbeitung von Liselot Huchthausen